Skip to main content
Filter

Die Toten gehen nicht, weil sie das Leben lieben

Ayanna Lloyd Banwo, 1980 in Trinidad geboren, hat bisher vor allem Kurzgeschichten veröffentlicht. Doch nun macht sie mit ihrem ersten Roman Furore: „Als wir Vögel waren“ ist der vielversprechende Titel einer Geschichte, die so farbig, so musikalisch und so sonnenwarm ist wie die Heimat der Autorin. Lloyd Banwo erzählt eine Liebesgeschichte, eine Gespenstergeschichte, eine politische Geschichte, eine Geschichte vom Tod als Teil vom Leben. 

Weiterlesen

Kein Hafen ist sicher, die KI findet dich überall

Ein Thriller, so intelligent wie spannend, so gut erfunden wie aktuell. Anthony McCarten hat mit „Going Zero“ die besten Chancen, der literarische Hit des Jahres zu werden. Eine neu entwickelte Spionagesoftware soll im Test beweisen, dass jede Person aufgespürt werden kann, in welchem Loch auf der Welt auch immer sie sich versteckt. Zehn Testpersonen wurden ausgewählt, um die Allmacht von Fusion zu beweisen. Für den Entwickler Cy Baxter von „Fusion“ gilt, wenn alle Zehn innerhalb von 30 Tagen enttarnt werden, wird er Milliardär sein und auch mächtig.

Weiterlesen

Zeichnen und Malen, wenn die Geister flüstern

Die schwedische Malerin Hilma af Klint gibt der Kunstkritik noch immer Rätsel auf. Sie wird ebenso als „Pionierin der abstrakten Malerei“ gefeiert wie wegen ihres Hangs zu Spiritismus und dem theosophischen Okkultismus aus der Kunstgeschichte ausgeklammert. Drei amerikanische Autorinnen haben sich für ihren Roman „Hilma“ genau auf die esoterischen Seiten af Klints, die Séancen und das von den gerufenen Geistern animierte automatische Zeichnen und Malen, konzentriert. Sofia Lundberg, Alyson Richman und M. J. Rose haben mit „Hilma“ eine auf den wenigen vorhandenen Daten basierende Fiction gebastelt, die, wie af Klints Bilder, besonders Leserinnen mit Liebe zur Mystik ansprechen wird. 

Weiterlesen

Christoph Poschenrieder: „Ein Leben lang“, Roman

Einen Roman im engeren Sinn hat Chritoph Poschenrieder diesmal nicht geschrieben. Doch wie in seinen sechs anderen Romanen sind Fakten die Inspirationsquelle. Der Münchner Parkhausmord 2006 hat das Interesse des Autors geweckt. Mit einer Aneinanderreihung fiktiver Interviews im Freundeskreis des Verurteilten geht er der Frage nach, was Freundschaft bedeutet und was sie aushalten muss.

Weiterlesen

Susanne Falk: „Johanna spielt das Leben“, Roman

Johanna, die auf der Bühne des Burgtheaters in Wien das Leben spielt, ist die Großmutter von Anatol, der das Leben studiert. Klartext: „Anatol studiert das Leben“ ist ein kurzweiliger Roman über einen etwas desorientierten jungen Mann von Susanne Falk. Mit „Johanna spielt das Leben“ hat sie nun keine Fortsetzung, sondern vielmehr eine Vorsetzung der Geschichte der Familie Neuendorff geschrieben, in der sie von Anatols Großmutter erzählt, die den Leserinnen von „Anatol studiert das Leben“ bereits als höchst lebendige Grande Dame bekannt ist.

Weiterlesen

Ali Smith: „Frühling“, Jahreszeiten-Tetralogie III

Die schottische Autorin Ali Smith hält ihre Versprechen. Vier Bücher in vier Jahren wollte sie schreiben, je eines für eine Jahreszeit. In England ist der letzte Band der Tetralogie, „Sommer“, zeitgerecht im August 2020 erschienen. Ebenso zeitgerecht ist jetzt bei Luchterhand die exzellente Übersetzung von Silvia Morawetz des 3. Bandes, „Frühling“, bei Luchterhand erschienen. Als Smith mit dem „Herbst“ begonnen hat, konnte sie nicht wissen, was ihr und ihren Landsleuten bevorsteht: Brexit und die Pandemie waren noch weit unter dem Horizont. Smith liebt die Natur, schwärmt gern von Blütenpracht und lauen Lüften, auch die Jahreszeiten dienen ihr als Metapher. In „Frühling“ ist die Welt jedoch nicht bunt und duftend, sondern trüb und voll Gestank. Erst ganz am Ende gelingt es ihr, einen Hoffnungsstrahl zu erblicken.

Weiterlesen

Regine Koth Afzelius: „Der Kunstliebhaber“, Roman

Die Museen sind geschlossen, doch die Bücher können jederzeit geöffnet werden, und wenn sie vom Betrachten der Bilder erzählen, dann ist man gleich mittendrin im Home-Museum. Regine Koth Afzelius ist das mit ihrem an Seiten zwar dünnen, an Inhalt aber prallen Roman „Der Kunstliebhaber“ hervorragend gelungen. Ein beflissener Führer leitet durch das gesamte Cinquecento im stets offenen privaten Museum und unterhält aufs allerbeste.

Weiterlesen

Hilary Mantel: Spiegel und Licht, Tudor-Chronik 3

Am 9. April ist der letzte Band von Hilary Mantels Cromwell Trilogie erschienen, und noch bevor die Corona-Bestimmungen gelockert worden sind, hat der DuMont-Verlag bereits die 3. Auflage veröffentlicht. Die Kritiker*innen haben sich auch überkugelt, um diesen mehr als 1000 Seiten starken dritten Band (nach „Wölfe“, deutsch, 2009 und „Falken“, deutsch, 2012) mit dem mehrfach deutbaren Titel „Spiegel und Licht“ in den literarischen Himmel zu heben. Ob viele Leserinnen sich bis zum Ende, das ja bekannt ist, durchbeißen werden, wage ich zu bezweifeln. Wie so viele andere hochgelobte Werke wird auch dieses als Schmuckstück im Regal leuchten und die Belesenheit ihrer Besitzer*innen widerspiegeln.

Weiterlesen

Hansjörg Schneider: „Hunkeler in der Wildnis“

Peter Hunkeler, ehedem Kommissär in Basel, ist jetzt Privatmann, kann seinen Morgenkaffee vor dem Kiosk am Kannenfeldpark trinken, Zeitung lesen und dem Klang der Kirchenglocken lauschen. Könnte er, wenn nicht an diesem speziellen Sonntag im nahen Park eine Leiche liegen würde. Doch so wenig wie den Rentner Hunkeler der Tote interessiert, so desinteressiert ist auch der Autor, Hansjörg Schneider, an dem Kriminalfall. Lieber lässt er den Hunkeler die Verwilderung der Welt und die tröstliche Schönheit der Natur spüren. „Hunkeler in der Wildnis“ nennt Schneider seinen 10. Hunkeler-Roman, der gar kein richtiger Kriminalroman ist, sondern viel mehr, vor allem ein Blick auf die Natur und in die Menschen.

Weiterlesen

Mikael Niemi: „Wie man einen Bären kocht“, Roman

In ein fernes Land zu reisen, unbekannte Menschen kennen zu lernen und zugleich vorwärts in die Vergangenheit zu schauen, das ist, realistisch gesehen, zur Zeit nicht wirklich möglich. Doch der schwedische Autor Mikael Niemi könnte mit seinem neuen Roman „Koka björn“ helfen, die täglichen Sorgen und Ängste, die das sattsam bekannte Virus vielen bereitet, etwas zu dämpfen. „Koka björn“ heißt der Roman im schwedischen Original. "Wie man einen Bären kocht", heißt der 500 Seiten starke, historisierende Roman über Lappland im 19. Jahrhundert. Das insinuiert eine Komödie, doch Niemi, selbst am Ort des Geschehens im Kulturraum der Samen aufgewachsen und wohnhaft, macht keine Scherze, sondern sich Gedanken. Der Bär ist nicht der Böse in der von historischen Tatsachen inspirierten Chronik. Hauptperson ist der verwilderte Same Jussi, der von einem evangelikalen Pastor erzogen wird.

Weiterlesen