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Eyes wide open – Fotograf Stanley Kubrick

Einer der bedeutendsten Filmregisseure des 20. Jahrhunderts hat als Fotograf begonnen. Nicht nur die Umwelt, auch Stanley Kubrick († 1999) hat seine erste Karriere nahezu vergessen. Im Bank Austria Kunstforum wird nun mit einer beeindruckenden Schau daran erinnert. Auch die Albertina zeigt eine Zusammenschau von Fotografie und Film. Im Mittelpunkt steht Michelangelo Antonio.

Wunderkind aus der Bronx. Schon als Teenager hat Kubrick fotografiert. Nicht als Jäger des Zufalls mit Schnappschützen sondern feinst inszenierte Ablichtungen, die ohne Zögern als Filmstills gesehen werden können. Das Magazin „Look“ (1937–1971) kaufte seine erstes Fotos und bald war der junge Kubrick als Fotograf angestellt. Die Karriere als Fotograf (vor allem lieferte er „Look“ Fotoreportagen) dauerte gute acht Jahre, bevor er seinen erster Spielfilm („Fear and Desire“) gedreht hat.

Das erste verkaufte Foto entstand auf dem Schulweg. Kubrick fotografierte einen Zeitungsverkäufer der hinter den Blättern mit der Meldung zum Tod Präsident Roosevelts. Schon damals hatte er dem Verkäufer genaue Anweisungen gegeben, wie er in seiner Bude zu sitzen habe und welcher Gesichtsausdruck angebracht sei.

Doch genau dieses Inszenieren macht die Fotos so bemerkenswert. Vorstudien zu all seinen Filmen, scheint Kubrick hier gemacht zu haben. Die Akrobaten in der Zirkuskuppel arrangiert, der Alltag eines Buben, der als Schuhputzer für die Familie Geld verdient, Eine Ehepaar auf der Reise nach Europa begleitet, Studentenleben an der Uni, der Tagesablauf des Boxidols Rocky Graziano, im Bett, unter der Dusche, beim Füttern der kleinen Tochter bis zum Abend, als Rocky in den Ring gestiegen ist – inszenierte Geschichten, die Kuratorin Lisa Ortner-Kreil lieber „Fotoessays“ nennen möchte anstatt Reportagen. Immerhin gibt es 300 davon. Neben den vergrößerten Bildern sind auch einige Original-Hefte von „Look“ zu sehen, sodass man Titel, Texte und das oft originelle Layout studieren kann. Die Ausstellung endet mit dem 1950 entstandenen kurzen Dokumentarfilm „Day oft he Fight“, der wieder einen Boxer ( Walter Cartier) zeigt. Schon 1949 hatte Kubrick den irischen Mittelgewichtsboxer in einem Essay für Look als „Prizefighter“ porträtiert.

Nicht nur Cineasten kann die Dokumentation der frühen Karriere des Stanley Kubrick begeistert.

Fotos rund um einen anderen begnadeten Filmemachers sind übrigens auch in der Albertina zu sehen. Die Schau unter dem Titel „Blow up“ beschäftigt sich mit Michelangelo Antonios gleichnamigem Film, der im Kern die Fotografie zum Inhalt hat. Mit rund 250 Ausstellungsstücken werden nach thematischen Schwerpunkten gegliedert Fotografien gezeigt, die sich in verschiedener Hinsicht als charakteristisch für Antonionis Film erweisen und wesentliche künstlerische Positionen der Foto- und Kunstgeschichte verdeutlichen. Filmsequenzen, Film-Stills und abstrakte Gemälde, die ebenfalls in Blow-Up zu sehen sind, ergänzen die umfangreiche Schau.

„Eyes Wide Open. Stanley Kubrick als Fotograf“, Bank Austria Kunstforum, Mai, Juli 2014.