Die Tatsache, dass auch traumatisierende Erfahrungen, Gewalt, Schmerzen, Krieg, an die Nachfahren weitergegeben werden, ist für Ulduz Ahmadzadeh und die ATASH عطش contemporary dance company Anlass, eine Begegnung mit Großeltern und Eltern zu veranstalten. Ancestor’s Banquet heißt die Tanz-Performance im brut, die sich mit dem Erbe, das Kinder und Enkel von einer Kriegsgeneration übernehmen müssen, beschäftigt.

Johann Sebastian Bachs Clavier Ubungbestehend in einer ARIA mit verschiedenen Veraenderungen vors Clavicimbal mit 2 Manuale, bekannt unter dem nicht vom Komponisten geprägten Namen Goldberg-Variationen gibt der letzten Ballettpremiere in dieser Saison den Titel. Der Schweizer Choreograf Heinz Spoerli hat sein Ballett zu Bachs barockem Werk 1993 in die lange Reihe der Goldberg-Choreografien, von denen eine der jüngsten Anne Teresa De Keersmaekers Solo ist, gestellt. Das Wiener Staatsballett reiht das Werk nun in sein Repertoire.

Ayanna Lloyd Banwo, 1980 in Trinidad geboren, hat bisher vor allem Kurzgeschichten veröffentlicht. Doch nun macht sie mit ihrem ersten Roman Furore: „Als wir Vögel waren“ ist der vielversprechende Titel einer Geschichte, die so farbig, so musikalisch und so sonnenwarm ist wie die Heimat der Autorin. Lloyd Banwo erzählt eine Liebesgeschichte, eine Gespenstergeschichte, eine politische Geschichte, eine Geschichte vom Tod als Teil vom Leben. 

Ein Thriller, so intelligent wie spannend, so gut erfunden wie aktuell. Anthony McCarten hat mit „Going Zero“ die besten Chancen, der literarische Hit des Jahres zu werden. Eine neu entwickelte Spionagesoftware soll im Test beweisen, dass jede Person aufgespürt werden kann, in welchem Loch auf der Welt auch immer sie sich versteckt. Zehn Testpersonen wurden ausgewählt, um die Allmacht von Fusion zu beweisen. Für den Entwickler Cy Baxter von „Fusion“ gilt, wenn alle Zehn innerhalb von 30 Tagen enttarnt werden, wird er Milliardär sein und auch mächtig.

Das wird spannend: Sharon Eyal, Damien Jalet, Crystal Pite, Hofesh Shechter, Bobbi Jene Smith, Sasha Waltz zeigen in der kommenden Saison, 2023/24, zeitgenössischen Tanz. Nein, ach nein, nicht in Wien. Sie alle und noch einige mehr zeigen ihre Werke in Sankt Pölten. Aktuell, aufregend, möglicherweise auch manche Erwartung enttäuschend. Das neue Programm des Wiener Staatsballetts wird kaum jemanden enttäuschen. Bequem darf man sich zurücklehnen und den warmen Regen genießen. Nichts stört, nichts regt auf, nichts regt an. Alte Meister, die das Ballett im 20. Jahrhundert geprägt und erneuert haben, die man immer wieder gerne sieht. Die jungen Meister:innen fehlen, um zu sehen, was die umtreibt, wende man sich gen Sankt Pölten.

Der dreiteilige Ballettabend mit dem Titel „Im siebten Himmel“ birgt das Highlight zweier Saisonen: Marco Goeckes für das Wiener Staatsballett geschaffene Ballett „Fly Paper Bird“. Die Uraufführung war am 14. November 2021. Seitdem wurde „Fly Paper Bird“ siebenmal gezeigt, eine 9. und letzte Aufführung zeigt das Staatsballett am 13. April 2023. Danach gibt es mit der einzigen Premiere in der zweiten Halbzeit dieser Saison nur noch zwei Werke aus den Archiven Alter Meister.

Die schwedische Malerin Hilma af Klint gibt der Kunstkritik noch immer Rätsel auf. Sie wird ebenso als „Pionierin der abstrakten Malerei“ gefeiert wie wegen ihres Hangs zu Spiritismus und dem theosophischen Okkultismus aus der Kunstgeschichte ausgeklammert. Drei amerikanische Autorinnen haben sich für ihren Roman „Hilma“ genau auf die esoterischen Seiten af Klints, die Séancen und das von den gerufenen Geistern animierte automatische Zeichnen und Malen, konzentriert. Sofia Lundberg, Alyson Richman und M. J. Rose haben mit „Hilma“ eine auf den wenigen vorhandenen Daten basierende Fiction gebastelt, die, wie af Klints Bilder, besonders Leserinnen mit Liebe zur Mystik ansprechen wird. 

Glückseligkeit. War gestern, oder?“, eine Auseinandersetzung mit Grete Wiesenthal in Choreografie und Tanz unter der künstlerischen Leitung der Tanzhistorikerin Andrea Amort, hat in drei Vorstellungen im brut nordwest das Publikum begeistert. Vier Tänzerinnen – Lea Karnutsch, Rebekka Pichler, Eva-Maria Schaller, Katharina Senk ­– eignen sich die Tanzsprache Wiesenthals an und holen sie in eigenen Choreografien ins Heute.

Presseaussendung der Wiener Staatsoper: „Die Spielzeit 2022/23 des Wiener Staatsballetts bringt ein »Who is Who« der Tanzkunst auf die Bühnen der Wiener Staatsoper und Volksoper Wien: Von großen Handlungsballetten über die amerikanische Neoklassik bis zum zeitgenössischen Tanz erwartet das Publikum ein faszinierender Kosmos unterschiedlichster Formen, Ästhetiken, Arbeitsweisen und Besetzungen.

Es scheint ein Bedürfnis zu bestehen, etwas körperlich freizusetzen und ich habe das Gefühl, dass das Stück als Sammelbecken für unterdrückte, enthaltene Energie fungiert und schließlich platzt.“ Die erfolgreiche dänische Tänzerin und Choreografin lädt, vorsichtig und dezent, zum Mittanzen ein. Bei der Premiere im Tanzquartier hat das wunderbar funktioniert. Mette gerät in Raserei, das Publikum lässt sich von der Tanzwut anstecken.

Einen Roman im engeren Sinn hat Chritoph Poschenrieder diesmal nicht geschrieben. Doch wie in seinen sechs anderen Romanen sind Fakten die Inspirationsquelle. Der Münchner Parkhausmord 2006 hat das Interesse des Autors geweckt. Mit einer Aneinanderreihung fiktiver Interviews im Freundeskreis des Verurteilten geht er der Frage nach, was Freundschaft bedeutet und was sie aushalten muss.

Parasol nennt sich das im Hebst 2021 ins Leben gerufene Fortbildungsprogramm für junge Tänzer:innen im Tanzquartier. Unter der Anleitung arrivierter Choreograf:innen erarbeitet eine kleine Gruppe ein Stück, das nach dreimonatiger Probenzeit dem Publikum präsentiert wird. Ian Kaler, der erste Mentor, hat sich an seine Kindheit erinnert, als er sich mit den Pferden unterhalten hat, und ein fünfköpfiges Team junger Tänzer:innen mit den zahmen Stuten und Hengsten am Schottenhof bekannt gemacht. Mit der Choreografie „Ecto-Fiction“ erinnert manche Bewegung an die Reiterei und auch an Kalers eigene Tanzsprache, Am 22. April hat das Projekt Parasol mit „Ecto-Fictions“ im Tanzquartier Premiere gehabt.

Als erster Gastchoreograf der neuen Ausrichtung der Sparte Ballett am Linzer Landestheater hat sich Chris Haring mit Hilfe seiner Formation Liquid Loft mit dem Ballettklassiker „Schwanensee“ zur Musik von Peter I. Tschaikowsky beschäftigt. Er schält den Kern der Märchenerzählung von den in Schwäne verwandelten Prinzessinnen heraus und der ist Täuschung, Lug und Trug. Siegfried, der der Schwanenkönigin ewige Liebe geschworen hat, verliebt sich stante pede in deren Doppelgängerin, einem Trugbild. Falsche Bilder, Gestaltwandler, die immer wieder zu Skulpturen erstarren, Schwäne, Krokodile oder Elefanten, kopflose, beinlose, rumpflose Wesen aus einem anderen Universum bevölkern die Bühne. Nur Tschaikowskis Musik erzählt das bekannte Märchen (Märchen?) von Treuebruch und Ent-Täuschung. 

Die Salzburger Tänzerin / Choreografin Editta Braun ist nicht oft in Wien zu Gast. Doch wenn sie da ist, wie in dieser Woche im Kosmos Theater, dann hat sie ein begeistertes Publikum im gefüllten Saal. In ihrer Choreografie „Long Life“ bringt sie eine Kultfigur der Salzburger Tanz- und Theaterszene auf die Bühne: Myrtó Dimitriádou. Noch mit 75 verblüfft ihre Bühnenpräsenz. Neben ihr behauptet sich die Wiener Tänzerin Cat Jimenez, deren Lebenslinie nur halb so lang ist wie die der in Griechenland geborenen Tänzerin und Schauspielerin Dimitriádou. Der Wien-Premiere von „Long Life“ am 20. April hat Braun auch ein Geschenk beigepackt: Die aus Polen stammende Tänzerin Maja Mirek zeigt ihr Solo „NaYma“ – das Auditorium tobt.

Alles neu bei Tanz Linz. Die neue künstlerische Leiterin der Tanzsparte am Landestheater Linz, Roma Janus, bisher Dramaturgin und Produktionsleiterin, zeigt Mut. Ihren Einstand feiert die bisherige Dramaturgin und Produktionsleiterin am 23. April mit einem Tanzstück von Chris Haring. Der in Wien und international vor allem mit seiner Formation Liquid Loft arbeitende Choreograf zeigt seine Interpretation des Ballettklassikers „Schwanensee“ zur Musik von Peter Tschaikowsky.

Katerina Andreou zeigt gemeinsam mit Natali Mandila ein explosives Duett, das durch seine Unmittelbarkeit das Publikum nahezu ebenso beansprucht wie die Tänzerinnen. Der Titel verweist auf einen Knoten, der bei Zug so fest hält, dass er ein Luftschiff, einen Zeppelin, auf dem Boden hält, doch sich leicht lockern lässt, wenn der Zug nachlässt. Mit der auf den Körper konzentrierten Performance haben die beiden Tänzerinnen nach mehreren Corona-bedingten Verschiebungen am 8. April das Publikum im Tanzquartier hellauf begeistert.

Ausgehend von der Erkenntnis, dass der Mensch ein soziales Wesen ist und auch mit der Natur in einer Gemeinschaft lebt, baut Karin Pauer ihre Choreografie und bewegt sich mit der Tänzerin Anna Biczók und den beiden Tänzern Hugo Le Brigand und Arttu Palmio zwischen einer Installation aus bunten Steppdecken von Maureen Kaegi. „We were never one" („Wir waren niemals nur eines“) ist der Titel der verkörperten „Enzyklopädie des Jetzt“ mit Livemusik von Paolo Monti / the starpillow im brut nordwest.

Als Prolog zu den Wiener Festwochen, die ihren tatsächlichen Beginn mit „Tumulus“ von François Chaignaud am 14. Mai feiern, bringt Romeo Castellucci seine Inszenierung von Mozarts „Requiem“ auf die Bühne in der großen Halle des Museumsquartier. Eine Koproduktion der Wiener Festwochen und der 11. Besuch Castelluccis in Wien. Mit ihm sind der Dirigent Raphaël Pichon und seine Formation Pygmalion samt Solist:innen und einer Schar von Bühnenlaien dabei. Nach der Premiere am 1. April warten noch drei Aufführungen auf ein begeistertes Publikum.

Eine herausragende Persönlichkeit und einer der einflussreichsten Choreographen des 20. Jahrhunderts“, die Hymnen, die heute noch erklingen, gebühren Merce Cunningham, geboren 1919 in Centralia / Washington, gestorben 2009 in New York City. Der Tänzer und Choreograf Elio Gervasi lässt sich von Cunninghams Idee des „reinen Tanzes, der nichts ausdrückt als den Tanz“ inspirieren und hat dessen choreografische Prinzipien mit heutigen Tänzer:innen in die Gegenwart überführt. „Merce 2-for-7“, eine Verneigung vor dem experimentierfreudigen Künstler Cunningham von Elio Gervasi und seiner Company im WuK.

Auch wenn, wie üblich, Mitte Mai die Wiener Festwochen eröffnet und später Musik, Theater, Tanz, Performance und Ausstellungen angeboten werden, ist diesmal nichts wie jedes Jahr seit 70 Jahren. Das Eröffnungskonzert am 14.Mai auf dem Rathausplatz ist zwar dem runden Geburtstag gewidmet, doch Intendant Christoph Slagmuylder blickt lieber nach vorn als zurück. Die Frage, wie es sein wird, ist ihm wichtiger als die, wie es war. Zurecht. Da passt Florentina Holzinger, die für die Eröffnungsshow einen Festzug mit Akrobatinnen und Maschinen choreografiert hat, gut dazu. Am 14. Mai beginnt auch der Kartenverkauf.

Johanna, die auf der Bühne des Burgtheaters in Wien das Leben spielt, ist die Großmutter von Anatol, der das Leben studiert. Klartext: „Anatol studiert das Leben“ ist ein kurzweiliger Roman über einen etwas desorientierten jungen Mann von Susanne Falk. Mit „Johanna spielt das Leben“ hat sie nun keine Fortsetzung, sondern vielmehr eine Vorsetzung der Geschichte der Familie Neuendorff geschrieben, in der sie von Anatols Großmutter erzählt, die den Leserinnen von „Anatol studiert das Leben“ bereits als höchst lebendige Grande Dame bekannt ist.

Die schottische Autorin Ali Smith hält ihre Versprechen. Vier Bücher in vier Jahren wollte sie schreiben, je eines für eine Jahreszeit. In England ist der letzte Band der Tetralogie, „Sommer“, zeitgerecht im August 2020 erschienen. Ebenso zeitgerecht ist jetzt bei Luchterhand die exzellente Übersetzung von Silvia Morawetz des 3. Bandes, „Frühling“, bei Luchterhand erschienen. Als Smith mit dem „Herbst“ begonnen hat, konnte sie nicht wissen, was ihr und ihren Landsleuten bevorsteht: Brexit und die Pandemie waren noch weit unter dem Horizont. Smith liebt die Natur, schwärmt gern von Blütenpracht und lauen Lüften, auch die Jahreszeiten dienen ihr als Metapher. In „Frühling“ ist die Welt jedoch nicht bunt und duftend, sondern trüb und voll Gestank. Erst ganz am Ende gelingt es ihr, einen Hoffnungsstrahl zu erblicken.

Erschüttert und in tiefer Trauer müssen wir bekanntgeben, dass ImPulsTanz-Mitbegründer und Tanzikone Ismael Ivo am Donnerstag, den 8. April 2021 im Alter von 66 Jahren in São Paulo an einer Covid-19-Erkrankung verstorben ist. Wir verlieren mit ihm nicht nur einen besonderen Freund, sondern auch eine bedeutende Stimme von ImPulsTanz.

Als Duo Sööt / Zeyringer arbeiten die beiden Künstlerinnen, Tiina Sööt und Dorothea Zeyringer, seit bald 10 Jahren an der Grenze zwischen bildender Kunst und Tanz auf der Bühne. Im Wiener Kultursommer 2020 haben sie ihr Publikum mit ihrer bereits 2012 entwickelten Performance “Never name the Shelf“ unterhalten, doch nun, während der angeordneten Osterruhe 2021, wollen sie sich nicht blicken lassen, sind aber deutlich zu hören, wenn sie ab 8. April Lufthungrige auf einem Spaziergang begleiten. „More or less“ heißt der Audio-Spaziergang, zu dem nichts anderes benötigt wird als die Audiodatei und ein Mobiltelefon oder der MP3-Player. Schon kann dem erlaubten Grundbedürfnis des Luftschnappens nachgegangen werden.

ARTE Concert rollt den roten Teppich für die großen Künstler der Tanz-Szene aus. Zu erleben sind unter anderem Choreographien von Sasha Waltz, John Neumeier mit dem Beethoven-Projekt, Akram Khan, Kader Attou und Thierry Malandain.

Bei der öffentlichen Vorstellung als neuer Ballettchef kann Martin Schläpfer nicht anwesend sein. Cov-19 hat‘s verboten, er darf nicht einreisen, weilt einstweilen noch bei seiner Compagnie, dem Ballett am Rhein (Duisburg und Düsseldorf), von dem er sich bereits verabschiedet hat. Seine Pläne kann er nur per Videoschaltung bekanntgeben. Am Sonntag, 26. April, wird die gesamte Veranstaltung um 21.30 Uhr in ORF III übertragen. Der desiginierte Operndirektor Bogdan Roščiċ sitzt auf Bühne vor der Kamera.

In Wien lebende / arbeitende Künstler*innen können sich ab sofort für das neue Huggy-Bears Mentoring Programm bewerben. Eingereicht werden kann jedes Live-Kunst-Projekt von Performance, Tanz und Theater bis zu Zirkus, visuelle Kunst und transdisziplinäre Formen. Das Huggy Bears-Programm bietet aufstrebenden Künstler*innen Mentoring in verschiedenen Bereichen, um ihre Ideen und die Arbeit zu professionalisieren.

Die Museen sind geschlossen, doch die Bücher können jederzeit geöffnet werden, und wenn sie vom Betrachten der Bilder erzählen, dann ist man gleich mittendrin im Home-Museum. Regine Koth Afzelius ist das mit ihrem an Seiten zwar dünnen, an Inhalt aber prallen Roman „Der Kunstliebhaber“ hervorragend gelungen. Ein beflissener Führer leitet durch das gesamte Cinquecento im stets offenen privaten Museum und unterhält aufs allerbeste.

Das Festspielhaus St. Pölten muss in den vergangenen Wochen einem Bienenstock geglichen haben, bis nach emsigem Summen, Brummen und Hupen (das tun Bienen tatsächlich, wenn sie mit einer Kollegin zusammenstoßen) der Plan für die Saison 2020 / 21 fertiggestellt war. Vorläufig, muss dazu gesagt werden, wenn nicht COV-19 den Vater des Gedankens wieder auf den puren Wunsch zurückdrängt. Mitte April jedoch sieht das Programm in allen Sparen vielversprechend aus. Neben dem dichten Musikprogramm von großen Orchesterwerken kommt auch der Tanz nicht zu kurz.

Am 9. April ist der letzte Band von Hilary Mantels Cromwell Trilogie erschienen, und noch bevor die Corona-Bestimmungen gelockert worden sind, hat der DuMont-Verlag bereits die 3. Auflage veröffentlicht. Die Kritiker*innen haben sich auch überkugelt, um diesen mehr als 1000 Seiten starken dritten Band (nach „Wölfe“, deutsch, 2009 und „Falken“, deutsch, 2012) mit dem mehrfach deutbaren Titel „Spiegel und Licht“ in den literarischen Himmel zu heben. Ob viele Leserinnen sich bis zum Ende, das ja bekannt ist, durchbeißen werden, wage ich zu bezweifeln. Wie so viele andere hochgelobte Werke wird auch dieses als Schmuckstück im Regal leuchten und die Belesenheit ihrer Besitzer*innen widerspiegeln.

Peter Hunkeler, ehedem Kommissär in Basel, ist jetzt Privatmann, kann seinen Morgenkaffee vor dem Kiosk am Kannenfeldpark trinken, Zeitung lesen und dem Klang der Kirchenglocken lauschen. Könnte er, wenn nicht an diesem speziellen Sonntag im nahen Park eine Leiche liegen würde. Doch so wenig wie den Rentner Hunkeler der Tote interessiert, so desinteressiert ist auch der Autor, Hansjörg Schneider, an dem Kriminalfall. Lieber lässt er den Hunkeler die Verwilderung der Welt und die tröstliche Schönheit der Natur spüren. „Hunkeler in der Wildnis“ nennt Schneider seinen 10. Hunkeler-Roman, der gar kein richtiger Kriminalroman ist, sondern viel mehr, vor allem ein Blick auf die Natur und in die Menschen.

Was tun an diesem traurigen Ende einer erfolgreich begonnenen Tanzsaison? Ein Liveerlebnis ist nicht möglich, sämtliche Bühnen, kleine wie große, sind geschlossen, Festivals abgesagt, die tanzlose Zeit muss aus den Archiven gefüllt werden. Vorbildlich hilft das Hamburg Ballett mit Ballettaufzeichnungen in der Osterzeit und danach. Zur Vertiefung des Wissens und Genießens von Tanzaufführungen dienen Bücher, und wer nicht an virtuelle Öffnungszeiten gebunden sein will, stöbert in den DVD-Archiven.

In ein fernes Land zu reisen, unbekannte Menschen kennen zu lernen und zugleich vorwärts in die Vergangenheit zu schauen, das ist, realistisch gesehen, zur Zeit nicht wirklich möglich. Doch der schwedische Autor Mikael Niemi könnte mit seinem neuen Roman „Koka björn“ helfen, die täglichen Sorgen und Ängste, die das sattsam bekannte Virus vielen bereitet, etwas zu dämpfen. „Koka björn“ heißt der Roman im schwedischen Original. "Wie man einen Bären kocht", heißt der 500 Seiten starke, historisierende Roman über Lappland im 19. Jahrhundert. Das insinuiert eine Komödie, doch Niemi, selbst am Ort des Geschehens im Kulturraum der Samen aufgewachsen und wohnhaft, macht keine Scherze, sondern sich Gedanken. Der Bär ist nicht der Böse in der von historischen Tatsachen inspirierten Chronik. Hauptperson ist der verwilderte Same Jussi, der von einem evangelikalen Pastor erzogen wird.

Ein Mann sitzt in der Tiefgarage des Wiener Hotels Papaya regungslos in seinem Luxuswagen. Es ist Mathieu Rassling, Mitglied der bekannten Unternehmerfamilie, und er ist tot. Die Frage, die sich Inspektor Leo Lang und sein Team stellen müssen: „Natürlicher Tod oder Mord?“. „Des Träumers Verderben“ ist ein locker geschriebener Krimi nach dem „Wer hat’s getan?“-Konzept. Emfried lässt die Leserinnen zum zweiten Mal zuschauen, wie Lang und das Wiener Team ihre Routinearbeit verrichten.

Zwischen Realität und Fantasie, zwischen Gegenwart und Vergangenheit rotiert der dritte Spielfilm der französischen Regisseurin Julie Bertuccelli. Das Drehbuch ist nach dem Roman der amerikanischen Autorin Lynda Rutledge, „Faith Bass Darling’s last Garage Sale“, entstanden. Die „letzte Verrücktheit der Claire Darling“ („La Dernière Folie de Claire Darling“, französischer Originaltitel) ist ein Flohmarkt im Garten des Wohnhauses von Claire Darling (Catherine Deneuve), die eines Morgens mit dem Bewusstsein erwacht, am Abend tot zu sein und deshalb all ihre Schätze verscherbeln will. Deshalb veranstaltet sie den „Flohmarkt von Madame Claire“.

Am 29. April, dem weltweit gefeierten Tanztaga am Geburtstag des Tänzers Jean-Georges Noverre (1727–1810), beginnt der Vorverkauf für acht ausgewählte Produktionen des ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival 2019, das von 11. Juli bis 11. August neun Theaterbühnen sowie zwei Museen Wiens bespielt. Für alle weiteren 50 Produktionen sind die Tickets ab 6. Juni erhältlich. Dabei spannt ImPulsTanz den Bogen von den absoluten Größen aus der Geschichte des Tanztheaters bis zu brandneuen Arbeiten aus Tanz und Performance.

Die Ausstellung „Alles tanzt. Kosmos Wiener Tanzmoderne“ weist schon im Entree auf die zentrale Figur der Wiener Tanzmoderne, die Tänzerin, Choreografin und Pädagogin Rosalia Chladek (1905–1995) hin. Um eine Vorstellung von Chladeks reichem choreografischem und tänzerischen Schaffen zu bekommen, hat die Kuratorin der Ausstellung, die Tanzhistorikerin und Leiterin des MUK-Archivs Andrea Amortan Absolventinnen der MUK eingeladen, drei Abenden Chladeks Soli wieder lebendig werden lassen.

Im Rahmen ihres Forschungsprojekts „Endangered Human Movements“ präsentieren Amanda Piña / nadaproductions den Abschluss des 3. Bandes der „Gefährdeten menschlichen Bewegungen“. Vom „Jaguar und der Schlange“ ist nicht nur eine Performance, vervollständigt wird dieser Band 3 von „der Schule des Jaguars“ durch ein Workshop („Dance like a Wixarika“) und eine Gesprächsrunde („The Jaguar Talks“). Die Premiere der Vorführung im Tanzquartier (Halle G) am 26. April versetzte das Publikum in Trance.

Das wichtigste und größte Buch der wortgewandtesten Wörter“ ist der etwas holprige Titel für ein Theaterstück, das keineswegs holprig daherkommt. Alexandra Ava Koch hat den klugen Text geschrieben, Caroline Wiltschek und Ruth Erharter haben die Bühne aufwändig und geschmackvoll ausgestattet. Ein Stück über Sprache, Wörter und Begriffe, die bei den Empfänger*innen oft anders ankommen als sie gesendet worden sind.
Die Premiere im Dschungel am 25. April ist mit enthusiastischem Applaus bedankt worden.

Mit Performances, Showings und Workshop erinnert Gisela Elisa Heredia / tanz.coop an den Welttanztag, der weltweit am 29. April gefeiert wird. Zum elften Mal wird in Wien ein spezieller TanzTag veranstaltet, an dem junge TänzerInnen und Choreografinnen ihre Kreationen öffentlich zeigen. Der TanzTag 19, am 24. Mai im WUK, will auch heuer wieder dem zeitgenössischen Tanz in all seinen Facetten einen Platz geben und auch den Raum für den Austausch neuer Ideen, Unterstützung und Vernetzung öffnen.

Eine Gruppe von Menschen erkundet die Stadt. Ausgehend vom Dschungel, Theaterhaus für junges Publikum, spaziert der Schwarm, ausgerüstet mit Kopfhörern, quer durch Wien, geführt von einem persönlichen GPS namens Maria. Walter wird gesucht, vielleicht ist es der Mann auf dem Bild, das wir vor dem Museumsquartier finden, oder im Grund nur ein Bild. Das ist nicht wirklich wichtig, wichtig ist, dass die Stadtforscher*innen die Augen offen halten. Die Premiere von "Wo ist Walter? Die Stadt und ich", ist am 25. April im Museumsquartier gestartet und hat nach eindreiviertel Stunden ohne Pannen ein fröhliches Ende gefunden.

Mit einem fulminanten Tanzstück der französischen Tänzerin und Choreografin Maud le Pladec erreicht das Osterfestival Tirol 2019 sein Finale. "Tewenty-seven perspectives" zur bearbeiteten Musik von Franz Schubert ist das erste Tanzstück, das Maud le Pladec als neue Direktorin des Centre chorégraphique national d’Orleans geschaffen hat. Nachdem das Ballett mit 10 Tänzer*innen nahezu in ganz Frankreich mit Erfolg gezeigt worden ist, begeistert die Premiere im deutschsprachigen Raum am 21. April in Innsbruck auch die Gäste des Osterfestival Tirol in der Innsbrucker Dogana.

Mit seinem Schauspiel „Edmond“ hat Alexis Michalik, nicht nur Autor, auch Schauspieler und Regisseur, 2016 die Franzosen begeistert, nach langem Ringen um die Finanzierung hat er die Komödie nun mit exzellenten Darstellern verfilmt. Alles dreht sich um Edmond Rostand und die schwierige Geburt seines Versdramas „Cyrano de Bergerac“, des bis in die Gegenwart meistgespielten französischen Theaterstücks. Im Film wird das Leben des Dichters zur Literatur.

Perfekt! Die Vorstellung des dreiteiligen Abends „Forsythe | van Manen | Kylián“ am 20. April mit einer Neubesetzung sämtlicher Solorollen und dem überzeugenden Corps de ballet des Premierenabends bescherte wieder ein großartiges Erlebnis.

Drei große Nachfolger George Balanchines stehen auf dem Programm dieser letzten Ballettpremiere an der Staatsoper unter der Direktion von Manuel Legris. Aus ihrem reichhaltigen Œuvre hat Legris vier frühe Werke ausgewähl "Artifact Suite“ von William Forsythe, „Trois Gnosiennes“, „Solo“ von Hans van Manen und „Psalmensymphonie“ von Jiří Kylián. Eine Hommage an das Ballett, die auch das begeisterte Publikum bekräftigt hat. Für einen Abend regiert der Tanz.

Faszinierend und bewegend. Julian Schnabels Porträt des Malers Vincent van Gogh (1853–1890) ist keine Biografie. „Van Gogh – An der Schwelle zur Ewigkeit“ sind intensive, impressionistische Szenen, Gedanken und Emotionen des Malers während der letzten Phase seines Lebens. Verkörpert wird dieser Künstler im Schaffensrausch von Willem Dafoe. Der Oscar für den besten Darsteller war dem 64jährigen sicher. Den Pinsel des Künstlers hat Bennoît Delhomme mit der Kamera geführt.

Die „Symphonie dramatique Roméo et Juliette“, uraufgeführt 1839, für Orchester, zwei Chöre und Solostimmen hat Hector Berlioz für den Konzertsaal geschrieben. Der Choreograf Davide Bombana macht mit dem Wiener Staatsballett die Musik sichtbar, fügt dem originellen, hochdramatischen Werk eine neue Dimension hinzu. In der 13. Aufführung des für Wien geschaffenen Balletts haben Elena Bottaro und Andrés Garcia Torres das von William Shakespeare zum Mythos erhobene Liebespaar interpretiert. Mit langanhaltendem Jubel sind die Tänzer*innen, die Sängerin und die beiden Sänger und der Dirigent Gerrit Prießnitz bedankt worden.

Ein Fest nicht nur für Ballettfans. Die letzte Ballettpremiere an der Staatsoper in der Ära Legris, die im Juni 2020 ihren Abschluss findet, zeigt die frühen Werke dreier Choreografen, die dem klassischen Ballett ihren Tribut zollen, indem sie dessen Grenzen gesprengt haben. Was einst als „Anmaßung und Zumutung“ kritisiert worden ist, wird heute als Klassiker des neoklassischen Tanzes gefeiert. Schon die Generalprobe wurde mit tosendem Applaus bedankt.

Für einen Abend dürfen die aktuell schwierigen Zeiten für das Ballett, die den Medien, nicht nur jenen am Boulevard, leicht verdauliches Futter bieten, auch wenn sie sonst dem Tanz kaum Platz bieten, vergessen, wenn auch nicht verdrängt, werden. Géraud Wielick in "Solo" von Hans van Manen zur Musik von J. S. BachDas Wiener Staatsballett zeigt seine Stärken in „Artifact Suite“ (1984 / 2004) von William Forsythe, „Trois Gnosiennes“ (1982) und „Solo“ (1997) von Hans van Manen und zum Abschluss mit „Psalmensymmphonie“ (1978) von Jiří Kylián. Premiere ist am 14. April.

Nicht die Leistungen der Tänzer*innen werden in der öffentlichen Empörung honoriert, sondern das Fehlverhalten einzelner Lehrer oder Lehrerinnen wird genüsslich ausgebreitet und nach immer neuen Zeug*innen gesucht, die das „es ohnehin schon immer gewusst haben“. Warum haben sie nichts dagegen unternommen? Untersuchungen einzuleiten, Maßnahmen zu ergreifen, Ordnung zu schaffen, ist sicher notwendig, unsinnige Forderungen, wie die Trennung des BRG Boerhaavegasse von der Ballettakademie, oder das Verbot von Bühnenauftritten der Studierenden, zu stellen und das unerfreuliche Thema am Kochen zu halten, sicher nicht. Nicht nur die Ersten Solotänzer des Wiener Staatsballetts Davide Dato und Jakob Feyferlik, die Erste Solotänzerin Natasha Mair und Solotänzerin Rebecca Horner haben die Ballettakademie in Wien absolviert, auch Halbsolistinnen und viele Tänzer*innen im Corps haben ihre Ausbildung an der Ballettakademie gemacht. Dass Ballett Körper und Geist über jedes Maß beansprucht, ist keine Neuigkeit. Maria Yakovleva, Jakob Feyferlik in "Trois Gnossiennes" von Hans van Manen. Musik von Erik Satie.Dennoch macht der Tanz alle jene, die für ihn brennen, glücklich.

Also feiern wir diesen eindrucksvollen Tanzabend, applaudieren wir der Energie und Perfektion des Wiener Staatsballetts und halten wir dem Ballett trotz aller Irrungen und Wirrungen die Treue.

Die drei Nachfolger des Begründers des New York City Balletts, mit dem der aus Georgien stammende Amerikaner George Balanchine seine bahnbrechenden auf Basis der russischen Klassik entwickelten neuen Ballette aufführte, sind ungefähr gleich alt, Forsythe, *1949, und Kylián, *1947, haben im Stuttgarter Ballett unter John Cranko getanzt. Auch John Neumeier, *1939, hat in der Stuttgarter Compagnie getanzt, gelernt und choreografiert. Er würde das Quartett der Neoklassiker vervollständigen. Van Manen, *1932, hat dort gewirkt, wo er geboren ist, in den Niederlanden. Dort wirkt er noch immer als Choreograf für das Niederländische Nationalballett. Als Tänzer war er an der Gründung des Nederlands Dans Theater (NDT) beteiligt, dessen künstlerischer Leiter er von 1961 bis 1970 war. Vom NDT aus begannen seine Choreografien ihre Reise um die Welt. 
Auch im Wiener Repertoire finden sich Stücke von Hans van Manen. Zuletzt, im Oktober 2016, gezeigt: "Adagio Hammerklavier" gemeinsam mit Jiří Kylians "Bella Figura".  Ausschnitt aus "Adagio Hammerklavier" von Hans van Manenen.
Ab 1975 hat Kylian die Compagnie mehr als 20 Jahre lang geführt und mit mehr als 50 Choreografien beschenkt. Obwohl die an einem Abend erstmals vom Wiener Staatsballett getanzten Choreografien zwischen 1984 („Artifact“) und 1997 („Solo“) entstanden sind, hat keines auch nur einen Hauch von Patina angesetzt. Sie sind heute genauso gültig, genauso aufregend wie bei der Uraufführung. Und beglückend ob der Pärzision der Tänzer*innen und der Ästhetik der Choreografie.
Das Wiener Staatsballett darf wieder einmal zeigen, auf welch hohem Niveau getanzt wird. Auch Manuel Legris war als Trainer und Ballettmeister streng und unerbittlich. Das Gros der Tänzerinnen und Tänzer ist ihm dankbar.

PS: Die Premiere von "Forsythe | van Manen | Kylián" am 14. April ist tatsächlich die letzte der Ära Legris an der Staatsoper. In der kommenden Saison gibt es lediglich zwei Premieren ("la Piaf" von Mauro Bigonzetti und einen Abend mit Choreografien von den Tänzern Eno Peçi, Boris Nebyla und Martin Winter, "Appassionata" genannt zur Musik von Bach und Vivaldi.

Forsythe | van Manen | Kylián. Vier neoklassische Ballette an einem Abend.
Mitwirkende: Nikisha Fogo, Jakob Feyferlik; Nina Poláková, Roman Lazik; Oxana Kiyanenko (Forsythe „Artifact Suite“, Musik von J. S. Bach und Eva Crossman-Hecht). Maria Yakovleva, Jakob Feyferlik („Trois Gnosiennes“, Musik von Erik Satie); Denys Cherevychko, Richard Szabó, Géraud Wielick („Solo“, Musik von J. S. Bach). Ketevan Papava, Roman Lazik; Nikisha Fogo, Denys Cherevychko, Kiyoka Hashimoto; Nina Poláková, James Stephens; Nina Tonoli, Navrin Turnbull; Rikako Shibamoto, Leonardo Basilio; Anita Manolova, Marian Furnica; Gala Jovanovic, Tristan Ridel („Psalmensymphonie“, Musik von Igor Strawinsky).
Premiere 14. April 2019, Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Weitere Vorstellungen in wechselnder Besetzung: 17., 20. 27. 30. April 2019. 26., 28., 30. September 2019.
Fotos von Asley Taylor. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

Ein vielschichtiger Film, der alle Grenzen jeglichen Genres sprengt. Ein Märchen, ein Fantasy-Film, ein Plädoyer für das Fremde und gegen die Angst vor dem Anderen, ein Horrorfilm, eine Romanze mit einem Hauch Krimi, und auch die Natur spielt eine wesentliche Rolle. „Grenze“ heißt er nicht nur, weil die Hauptperson, Tina, eine Zollbeamtin ist, die eine besondere Gabe hat, sie kann Angst und Scham, Wut und Gemeinheit an den Menschen riechen. Deshalb entgeht ihr kein Krimineller, der von der Fähre aus Dänemark nach Schweden kommt.

Katrine Engberg ist in ihrem Heimatland Dänemark schon mit ihrem ersten Kriminalroman, „Krokodilwächer“, taxfrei zur Krimi-queen erhoben worden. Allerdings konnte ich diese Krönung nicht unterschreiben. Zweimal habe ich probiert, das Erstlingswerk zu lesen, doch bis zum Ende habe ich nicht durchgehalten. Jetzt ist auch der Nachfolger übersetzt, und „Blutmond“ zeigt, dass Engberg, geboren 1975 in Kopenhagen, lernfähig ist. Zwar langweilt auch dieser zweite Band mit unnötigen Details wie die Erwähnung, dass die Handbremse angezogen und ein Brot belegt wird, aber er bietet auch Spannung und mit der Welt der Haute Couture und des Kapitals ein schillerndes Ambiente.

Zum vierten Mal findet in Wien der internationale Wettbewerb im Rahmen von Vibe (Vienna Ballet Experience) statt. Mehr als 500 Teilnehmer*innen haben sich angemeldet, um ihr Können zu zeigen und sich in Workshops darauf vorzubereiten und dazuzulernen. Nach der harten Arbeit vom 13. bis 18. April kommt das Vergnügen für die Tänzer*innen und auch das Publikum: Am 18. April findet abends die Abschlussgala im Theater Akzent statt.

Einfach köstlich, herzerwärmend und selbstironisch. Eine perfekte Performance mit richtigem Timing und witzigem Text. Elisabeth Löffler zeigt mit ihrem Solo „Fix me if you can“, dass sie ein Publikum in Bann ziehen kann. Es ist eine intime, aber keineswegs rührselige Geschichte, die Löffler im brut / Café 7Stern Wohnzimmer erzählt, singt, tanzt. Frans Poelstra hat sorgsam Regie geführt, Yosi Wanunu Textarbeit und Dramaturgie geleistet.

Ein Ereignis! Die dritte Klasse des vierjährigen Lehrgangs Schauspiel an der MuK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) hat am 4.4. im Dschungel Wien eine ernsthafte Komödie aufgeführt, die sich sehen lassen kann und gesehen werden soll. In der Regie von Susi Stach und Karin Koller spielen neun Student*innen quasi sich selbst, junge Menschen auf der Suche nach ihren Stärken und Schwächen. Komisch, fesselnd in einer gut abgeschmeckten Mischung: „Das Ereignis“.

In der Regie von Claudia Bossard bringt das Kosmos Theater derzeit die österreichische Erstaufführung des 2017 in Köln uraufgeführten Stückes Sprengkörperballade der 1984 in Wien geborenen Dramatikerin Magdalena Schrefel. Mehr Poem als Ballade ist dieses Stück, das sich unterschiedlichen Konstellationen von Beziehungen in Form von Geschichten widmet, die man wohl gemeinsam erlebt haben mag, aber immer so ganz anders erzählt, als es die andere/n tun würde/n.

Der Tänzer und Choreograf Jan Jakubal bringt ein abstraktes Thema physisch-konkret auf die Bühne. Mit der Puppenspielerin Niina Lindroos, Musik, Licht und Videoanimation hat die düstere rätselhafte Performance „Hanuman Addiction Cycle“ am 3. April im Off Theater Premiere gehabt.

Mit Esther Balfe, Darren Ellis und Doris Uhlich hat die Abschlussklasse Tanz im MuK (Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien) drei unterschiedliche Choreografien erarbeitet, die an zwei Abenden unter dem zusammenfassenden Titel "Articulation" die Bandbreite des Studiums und das hohe Niveau der Student*innen gezeigt haben. Am 2. April, dem Tag nach der Premiere, haben die sechs Studentinnen und zwei Studenten die Bachelorprüfung bereits bestanden, sie konnten als Profis auftreten.

Mit „Church of Ignorance” setzt Liquid Loft / Chris Haring das Projekt „Foreign Tongues“ fort. Der erste Teil (Wiener Version) fand im Februar 2017 im Tanzquartier statt. Im August kommt im Rahmen von ImPulsTanz ein weiteres Forschungsergebnis zur Aufführung: „Babylon (Slang)“. Ausgangspunkt für die verschiedenen Aufführungen sind Sprachaufnahmen, die im Rahmen von persönlichen Interviews in verschiedenen Regionen Europas entstanden sind. Ziel ist eine Verschmelzung von vokaler und physischer Kommunikation mit Sound und Licht. Im Rahmen des Donaufestivals ist eine atemberaubend intensive und perfekte Performance in der seit langem profanen Dominikanerkirche in Krems gelungen.

Mit ihrer ersten gemeinsamen Arbeit „I don’t remember this body“ untersuchen der Tänzer und Choreograf Georg Blaschke und der Videokünstler Jan Machacek das Verhältnis von Körper, Raum und Bewegung und deren technischer, medialer, projizierter (Re-)Produktion.

Der Esel tanzt wieder. Nicht auf dem Eis, sondern auf der weiß ausgekleideten Bühne im WUK. Oder in meinem Kopf. Choreograf Nikolaus Adler hat sein Tanzstück „Balthazar“, inspiriert von Robert Bressons († 1999) Film „Au hasard Balthazar“, überarbeitet und ein Gesamtkunstwerk aus Licht, Ton und Tanz, wirklichem Tanz, ausdrucksstark und präzise, gezeigt. Natürlich ohne Esel, der ist der Titelgeber und auch Metapher für das menschliche Leben, von der Geburt bis zum Tod. Den stirbt Balthazar im Film inmitten einer Schafherde. Gelassen und mit Würde.

Mit „Strafe“ ist die Trilogie aus der Anwaltspraxis des Strafverteidigers und Autors Ferdinand von Schirach vollständig. Mit „Verbrechen“ hat der im doppelten Sinn ausgezeichnete Autor seine lakonischen Berichte aus dem Strafgericht begonnen,  mit „Schuld“ fortgesetzt. Nun ist der letzte Band, „Strafe“, erschienen. Die Reihenfolge der Titel der drei Bände ist nicht zufällig, sie entspricht der Prüfungsreihenfolge einer Anklage bei Gericht. Schirach hält es als Berichterstatter mit Hanna Ahrendt und erzählt von der Banalität des Bösen, lakonisch, minimalistisch, kommentarlos. Einem Band ist ein Zitat von Aristoteles vorgesetzt: „Die Dinge sind, wie sie sind.“

Eine Geschichte voll doppelter Böden und geheimen Laden inmitten eines Spiegelkabinetts. Emily Fridlunds Roman „Eine Geschichte der Wölfe“, gesponnen von der 14jähringen Linda, ist ein überaus gelungenes Debüt. Die Wölfe und die beispielgebende soziale Dynamik im Rudel dienen als Metapher für ein stets wechselndes Machtgefüge. Linda ist über dreißig, wenn sie sich an ihre Teenagerjahre, an die  Eltern, den Lehrer Mr. Grierson und vor allem an die Gardners, Patra, Leo und deren Sohn, den sonderbaren, kleinen Paul, erinnert. Doch wie genau, wie richtig und wahr sind Erinnerungen? Und so weiß man nie, was wirklich geschehen ist. Herrlich, in diesem Irrgarten umherzuwandern.

Ein Sommernachtstraum“ zu Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, in der Choreografie von Jorma Elo, ist ein Erfolgsstück. Nicht wirklich ein Ballett, eher gefälliges Tanztheater im romantischen Bühnenbild von Sandra Woodal,l die auch die Kostüme in einer Art griechischen Stil entworfen hat. Dass solch leichte Kost Begeisterungsstürme hervorruft, ist verständlich. Schon 18 Mal stand Elos Choreografie auf dem Spielplan, 2010 war Premiere in der Staatsoper, nach sechs Vorstellungen übersiedelte das Staatsopernballett 2013 in die Volksoper, wo nun die 19. Vorstellung bejubelt worden ist.

Man Ray! Und schon steigt das Bild der Frau mit den Violinschlüsseln am Rücken vor dem geistigen Auge auf. Über Emmanuel Radnitzky, oder einfach Man Ray, den amerikanischen Fotografen, weiß ich doch alles. Hatte ich geglaubt. Die abwechslungsreich und anregend inszenierte Ausstellung im BA Kunstforum belehrt mich eines Besseren.

Afrika scheint an den Wiener Bühnen gerade zu boomen: Das Theater Drachengasse bringt am 7. Mai als Eigenproduktion die Uraufführung von Malibu Diaries dokumentarisch-historischem Rundumschlag „Abendstimmung Afrika Digitalprint“, am Volx/Margareten ist seit einigen Wochen schon die österreichische Erstaufführung von Milo Raus 2015 uraufgeführter Textcollage „Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs“ zu sehen, eine Kooperation mit Max Reinhardt Seminar und Filmcasino. Und soeben hatte, am Max Reinhardt Seminar, Ingrid Lausunds 2009 uraufgeführte schrill-böse Komödie „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ ihre Premiere. Regie führt bei dieser Vordiplom-Inszenierung die junge Wiener Nachwuchsregisseurin Anna Marboe.

Der Choreograf Nikolaus Adler mag sich von seinem erfolgreichen Tanzstück „Balthazar“ nicht trennen. Nach der Uraufführung vor zwei Jahren im Hamakom Theater, hat „Balthazar“ neuerlich Premiere, diesmal im WUK. Auch wenn der Anstoß zur Choreografie eine Filmszene ist, muss man den Film keineswegs gesehen haben, um Adlers Choreografie zu verstehen. Obwohl –, um das Verstehen, um komplizierte Gedankengänge oder verquere Philsophie geht es Nikolaus Adler ohnehin nicht. Es geht um getanzte Bilder und um Emotionen. Die Bilder entstehen auf der Bühne, die Gefühle in den Zuschauer*innen.

Tief in die alpenländische Sagenwelt taucht makemake produktionen mit Theater, Tanz, Gesang und Objektkunst ein und erzählt im Dschungel für Kinder ab 9 und Erwachsene von den „Wilden Frauen“, den Saligen, die, meist unsichtbar, scheu und eigenwillig, nach ihren eigenen Regeln gelebt haben. Wieder einmal zeigt das Kollektiv makemake, wie vielfältig, interessant und auch amüsant Theater sein kann.

Der gemischte Abend, quer durch 40 Jahre Ballett, bringt mit Choreografien von George Balanchine, John Neumeier und Jerome Robbins reichlich Abwechslung. Die erste Hälfte ist Balanchine gewidmet: „Stravinsky Violin Concerto“ ist 1972 entstanden und zeigt zwei unterschiedlich agierende Paare, umgeben von acht Damen und acht Herren im stetigen Fluss der Musik. Als Kontrast ist „Thema und Variationen“ zur Musik von Peter Tschaikowsky zu erleben. Nikisha Fogo reißt in ihrem Debüt als Solistin des 1947 uraufgeführten Werks zu Beifallsstürmen hin. John Neumeiers „Bach Suite III“ (1981), reiner Tanz für zwei Solopaare und sechs Tänzer*innen, sowie Jerome Robbins fröhliche Charade „The Concert – or, The Perils of Everybody“, mit Irina Tsymbal und Eno Peçi (Wiener Premierenbesetzung 2011, Uraufführung in New York 1956) runden den Abend ab.

Der auch in Österreich bestens bekannt Tänzer, Choreograf und künstlerischer Leiter seiner ProART Company, gastierte an zwei Abenden im Off-Theater und zeigte ein Solo und gemeinsam mit seinem Kollegen Lukáš Leopold ein Duo. „Oneness“, das Duo, ist eine Choreografie über den Moment und seine Flüchtigkeit. Mit „Blatný“ erinnert Dvořák an den tschechischen Lyriker Ivan Blatný (1919–1990).

Was macht den Menschen aus? Ist es seine, ihre DNA? Die Einflüsse durch Familie, Gesellschaft, Umwelt, Kunst, Musik? Körper, Räume, Licht? Wie erzählt sich dieses „eine“ Leben, das von 23 Chromosomen-Paaren und einem DNA-Code vorgegeben scheint und doch in jeder Sekunde seines Gelebtwerdens etwas gänzlich Neues, Unerwartetes, Ereignishaftes schreibt, „auto-bio-graphy“: das eigene Leben schreiben.

Manuel Legris ist es zu verdanken, dass das klassische Ballett „Raymonda“, in der Choreografie von Rudolf Nurejew nach Marius Petipa, 17 Jahre nach der letzten Wiener Aufführung neueinstudiert worden ist, und eine neue Generation im Publikum begeistert. In den beiden letzten Vorstellungen der 15teiligenSerie (von Dezember 2016 bis April 2018) ist die erste Solotänzerin Maria Yakovleva als Raymonda eingesetzt, Denys Cherevychko tanzt den Ritter Jean de Brienne. Rollendebüts sind Elena Bottaro und Adele Fiocchi als Freundinnen Raymondas sowie Trevor Hayden und Arne Vandervelde als sie umturtelnde Troubadoure anvertraut. Überdies: Sveva Gragiulo im Grand Pas classique hongrois und Marian Furnica im Sarazenen-Duo. Sie alle mitsamt dem Dirigenten Kevin Rhodes wurden heftigst beklatscht.

Veza Fernández, in Wien lebende Choreografin und Performerin, hat mit elf Künstlerinnen eine suggestive Stunde über Schwesterlichkeit, Freundschaft und Liebe geschaffen. Kira Kirsch und ihr Team, aus ihrem Stammhaus dem brut temporär auswaggoniert, haben im Casino Baumgarten das richtige Ambiente gefunden. „Wenn Auge Mund wird“ ist poetisch und zärtlich, rasant und schrill.

Konzerte mit Musik von Joseph Haydn bis Igor Strawinsky, Kammermusik, Jazz und mehr, Workshops und natürlich auch Tanz und Ballett bilden das reizvolle Programm der kommenden Saison, 2018 / 19, im Festspielhaus St. Pölten. Was den Tanz betrifft, so ist das Festspielhaus St. Pölten ein Gastspiel- und Koproduktionshaus, das gibt der künstlerischen Leiterin, Brigitte Fürle, die Möglichkeit, große Compagnien aus aller Welt in die Niederösterreichische Landeshauptstadt zu locken.Sie tanzen auch für Wienerinnen und Wiener –  St. Pölten liegt ganz nah.

Wissenschaft, so spannend erzählt wie ein Roman. Biografie, so lebendig wie eine Abenteuergeschichte. Die Amerikanerin interessiert sich besonders für den Sternenhimmel und versteht es, über alles, was da damit zu tun hat, Forschung und Entdeckung, so leicht verständlich und flüssig zu berichten, als wär‘s eine Liebesgeschichte. Na ja, eigentlich ist es das auch immer, die Geschichte der Liebe zu den leuchtenden Objekten am Himmel, die einst den Schiffen den Weg wiesen und heute immer noch das Interesse der Astronomen und auch der Laien erwecken. Die einen bewundern sie, die anderen erforschen sie.

Mit seiner bisher dritten Produktion, „HABENICHTSE!“, bleibt der 2014 von der Schauspielerin und Regisseurin Veronika Glatzner gegründete „Verein für vorübergehende Kunst“, Tempora, seinem Gründungskonzept treu: „Theaterprojekte in strukturell vernachlässigte Stadtteile zu bringen“. Hatte man sich zwischen 2014 und 2016 bei „on DIS PLAY“ zwischen Hernals und Neubau mit der Selbstvermarktung des Menschen im digitalen Zeitalter beschäftigt – schon hier, wie auch nun bei „HABENICHTSE!“ führt Steffen Jäger Regie –, führte die zweite Produktion, K.s Frauen, von der Straße in eine in die Jahre gekommene, abgewohnte großbürgerliche Altbauwohnung in der Inneren Stadt.

Allerorten wird heuer das Jubiläum von Marius Petipa, gern als Vater des klassischen Tanzes bezeichnet, gefeiert. Die Ballettakademie der Wiener Staatsoper tut es mit einer großen Gala an zwei Abenden im Museumsquartier. Nahezu alle Schüler_innen aller Altersstufen zeigten vor Publikum ihre Liebe zum Tanz. Die Begeisterung war abzusehen, waren es doch vornehmlich Verwandte, Bekannte und Freundinnen der Studierenden, die zur Bewunderung der Tanzbegeisterten Kinder und Teenager gekommen sind. Wenn aber die Kinder im Publikum nicht lediglich aus Geschwisterliebe anwesend waren, so können Ballettdirektor Manuel Legris und die Direktorin der Ballettakademie, Simone Noja-Nebyla, auf reichlich Nachwuchs hoffen.

Rudolf Nurejews Choreografie nach Marius Petipa des Balletts „Raymonda“ hat sich zum Publikumshit entwickelt. Auch die 13. Aufführung seit der Neueinstudierung 2016, die 53. insgesamt seit der Premiere im Jänner 1985, war ausverkauft und wurde begeistert aufgenommen. Vor allem Masayu Kimoto als Ritter Jean de Brienne und Eno Peçials sarazenischer Fürst Abderachman, beide hatten ihr Rollendebüt am 2. April 2018, wurden mit Jubel gefeiert.

Romantische Musik und unaufhörlicher Tanz, 70 Minuten lang, kennzeichnet Anne Teresa de Keersmaekers Stück „Rain”, das als Krönung das Osterfestival Tirol 2018 beendet hat. Die Komposition von Steve Reich, „Music für 18 Musicians“, ist faszinierende Minimalmusic, ein stetiger Fluss, der die reflektierende Bewegung herausfordert. 10 Tänzer_innen erobern die Bühne und fesseln zur hypnotischen Musik in wechselnden Kostümen das Publikum, tanzen ohne zu ermüden in einem ovalen Lichtfeld. Erst der tobende Applaus weckt aus Traum und Trance.

In beeindruckender Dramatik nähert sich das 30. Osterfestival Tirol seinem Ende am Ostersonntag 2018. Am Karfreitag hat das feinstimmige Collegium Vocale Gent unter Philippe Herreweghe mit der Johannespassion von J. S. Bach das große Drama vom Tod des Jesus aus Nazareth gestaltet. Bewegend und aufwühlend. Am Karsamstag erzählt Silvia Calderoni in einer Produktion der italienischen Theatercompagnie Motus im Solostück „MDLSX“ von der Ambivalenz der Geschlechtsidentität, von Konformität und Normalität, vomAnderssein, das Menschen zu Monstren stempelt. Die Bühnenpräsenz der Calderoni, ihre Spielwut und Authentizität lassen die jegliches theatralische Genre sprengende Performance zu einem fesselnden Erlebnis werden.

Feuervogel“ ist der verlockende Titel eines Tanzabends des Wiener Staatsballetts in der Volksoper. Drei Tänzer befassen sich als Choreografen mit der Musik Igor Strawinskys. Andre Kaydanovskiy sieht den „Feuervogel“, der dem Abend den Titel gibt, als personifizierte Allegorie von Gier und Begierde. Eno Peçi macht die Kasperlfigur „Petruschka“ zum hilflosen Lehrer. András Lukács baut mit sechs Paaren eine Hymne an den Tanz und die Schönheit. Geschichte erzählt er keine, die entsteht mit Hilfe von Strawinsky und den Mitwirkenden im Kopf des Publikums. Dieses belohnte Choreografen und Tänzer_innen temperamentvoll mit einer Premiere angemessenem Applaus.

Wer bist du, wer bin ich? Passen wir zusammen? Können wir uns verständigen? Gisela Elisa Heredia und ihre Compagnie tanz.coop behandeln ein brisantes Thema –  Fremdsein, Ablehnung und Annäherung –  mit Schwung und Humor. Drei Tänzerinnen und ein Tänzer sind mit ungeahnter Energie auf der Bühne des KosmosTheaters, um als „Perfect Stranger“ das vornehmlich junge Publikum zu unterhalten. Ernsthaft nachgedacht wird später.

Den Bewegungen von Tänzerinnen und Performern auf der Bühne zuzusehen, ist eine Sache. Eine andere, eine gesündere und auch beglückendere, ist es, sich selbst zu bewegen. Bei 250 Workshops, die einen wesentlichen Teil des international bekannten ImPulsTanzfestivals bilden, finden Väter, Mütter, Teens und Twens, Enkelkinder und deren Großeltern, Profis und Laien und natürlich auch Bewegungswillige, die es wegen einer Behinderung nicht so leicht im Alltag haben, ihre spezielle bewegte und bewegende Runde.  Die Angebote bekannter und frisch engagierter Meister_innen könnten auch Happyshop oder Vergnügungsladen heißen, denn diese Arbeit bietet bei aller Härte und Ernsthaftigkeit echten Genuss und erhöht die Lebensfreude.

Ioanna Avraam hat zum ersten Mal die Titelrolle getanzt und fast scheint es als wäre die russische Tänzerin, der Boris Eifman sein Ballett „Giselle Rouge“ gewidmet hat, wiedererstanden. Die wenigen Bilder, die von Olga Spessivtseva erhalten sind, werden lebendig, wenn Avraam mit allen Fasern ihres biegsamen Körpers Lebensstationen der sensiblen Tänzerin darstellt. An ihrer Seite debütierten Mihail Sosnovschi als für die Ballerina entflammter Kommissar und Andrey Teterin als eleganter Lehrer. Roman Lazik beeindruckt als Bühnenpartner in Paris. Eine Aufführung, die einhellige und lautstarke Begeisterung fand, nicht nur für die großartigen Leistungen auf der Bühne sondern auch im Orchestergraben.

Theorie und Praxis führten die Wiener Staatsoper und die Europäische Musiktheater Akademie in einem besonderen Symposium zusammen. Was denken führende Wissenschaftler der Richard Wagner-Forschung über dessen Gesangskompositionen, und wie gehen Top-Wagner-Sänger mit den Herausforderungen um? Im Teesalon der Staatsoper gab es höchst Interessantes darüber zu erfahren.

Das Besondere im Banalen zu finden, stellte sich der Regisseur Pavel Cuzuioc als Aufgabe. Dazu hat er sich in die Opernhäuser von Wien, Mailand und Odessa begeben. Nicht, um im Zuschauerraum zu sitzen und eine Aufführung zu genießen, oder hinter der Bühne die Geheimnisse eines Opernabends zu erforschen, sondern dort zu verweilen, wo die Besucher_innen möglichst wenig Zeit verbringen wollen: an der Garderobe.

Wenn die Realität die Fantasie überholt, dann ist es vorbei mit den wohligen Schauern bei der Lektüre eines Kriminalromans. Ausgangspunkt im neuen Roman der norwegischen Autorin Anne Holt ist eine Bombenexplosion mitten in Oslo. 29 Menschen sterben. Wenig später explodiert eine zweite Bombe, neue Opfer sind zu beklagen. So könnte es sein. Oder ist es so? Am 7. April rast ein Verrückter mit einem Lastwagen in die Fußgängerzone von Stockholm und tötet dabei vier Menschen. Er zeigt sich befriedigt, „Ungläubige“ getötet zu haben. Die Fiktion ist längst zur Realität geworden.

Der letzte Roman des amerikanischen Autors Kent Haruf ist ein Glücksfall für die Leserin. Der ein bisschen mystische Titel – „Unsere Seelen bei Nacht / Our Souls at Night“ – lässt ahnen, dass ein ganz besonderer Roman zu lesen sein wird. Das Licht auf dem Nachtkasterl ist gedämpft, der Straßenlärm schweigt, Addie und Louis liegen Hand in Hand nebeneinander im Bett, plaudern ein wenig und schlafen dann ein. Noch vor dem Frühstück ist Louis wieder bei sich zu Hause. Bis Addie meint, er soll seinen Pyjama doch bei ihr lassen und dann frühstückt er auch mit ihr.

In den letzten beiden Vorstellungen von John Crankos emotionalem Ballett „Onegin“ nach Alexander Puschkin tanzt Nina Poláková eine beeindruckende Tatjana. Roman Lazik ist der „Onegin“ schlechthin, vom ersten Auftritt an unerträglich (gut). Alice Firenze ist eine verschmitzte Olga und Masayu Kimoto ihr jähzorniger Bräutigam Lenski. Alexis Foraboscot zeigt, einfühlsam und kräftig, einen fürstlichen General.

Da hängt sie, die Kuh, schneeweiß und mächtig vor dem schweren Samtvorhang der Dresdener Semperoper, und ich frage mich, ob sie da wohl auch den ganzen Abend hängen bleiben wird? Den Kakteen („Cacti“) lässt der Choreograf Alexander Ekman die Kühe („Cow“) folgen. Bertram Grund hat sie in Dresden gesehen – erstaunt und hingerissen.

Im Winter muss Meret ihren Rucksack schultern und eine Wanderung nach Norden antreten. Muss, weil Sam das so will. Der hat sich in ihrem Haus eingenistet, behauptet, nur das Beste für sie zu wollen und schickt sie fort. Wehe sie kommt zu früh zurück, dann muss sie von vorn anfangen. Die österreichische Autorin Elfriede Kern erzählt im Roman "Das Nesselhemd" von Macht und Ohnmacht, Abhängigkeit und Unterdrückung. Auf eigenartige Weise.

Nach ihrem erfolgreichen Tanzstück “Smokey, hugs and Capuccino” über Sehnsucht und Liebe im Tangorhythmus befasst sich die Choreografin Gisela Elisa Heredia mit ihrem Kollektiv tanz.coop nun im KosmosTheater mit dem Fremdsein, dem Heimatgefühl und allen damit verbundenen Klischees . „Perfect Stranger“ ist eine Reise durch die Kulturen und versucht die Frage zu beantworten, was uns Heimat in den Körper einschreibt.

Drei Tänzerinnen und neun Tänzer des Wiener Staatsballetts sind der Einladung des Ballettclubs gefolgt, ihre Kreativität als Choreograf_innen zu zeigen. Manche dürfen schon als alte Hasen bezeichnet werden, andere versuchen ihr Talent zum ersten Mal zu beweisen. Sie erarbeiten mit ihren Kolleg_innen aus der Compagnie vor allem Pas de deux, proben aber auch mit Gruppen bis zu sechs Tänzern.

Tapfer hat sich Ballettdirektor Manuel Legris durch den deutschen Text gekämpft, bis zum Ende – wie üblich mit der Nurejew-Gala 2018 – von Premieren und Repertoire auf Deutsch berichtet. Dafür gebührt dem Franzosen Lob und Ehre. Die erste Premiere der neuen Saison ist am 31. Oktober ein dreiteiliger Abend mit Werken der britischen Choreografen Kenneth MacMillan, Frederick Ashton und Wayne McGregor.  Am 21. Jänner 2018 folgt die „Peer Gynt“, ein Handlungsballett des rumänischen in Maribor wirkenden  Choreografen Edward Clug. In die Volksoper lockt das Staatsballett im Dezember 2017 mit der  Uraufführung von Davide Bombanas Ballett "Roméo et Juiet".

Im Theater an der Wien zeigt das Norwegische Nationalballett eine getanzte Version von Henrik Ibsens Drama: „Gespenster“. „Ein Familiendrama“ nennt Ibsen das 1881 uraufgeführte Stück im Untertitel. Die osloer Gesellschaft war empört über die Dekonstruktion der Familie Alving. Der Vater, Kapitän Alving, ist nach einem zügellosen Leben längst tot, doch die Schatten der Verganenheit leben. Schweigen und Vertuschen führen schließlich zum Einbruch der gutbürgerlichen Fassade. Zu lange ist geschwiegen worden,  Lügen und Geheimnisse müssen aufgedeckt werden.

Vibe, auf Deutsch: Stimmung oder Atmosphäre und eine gute solche wird herrschen, wenn junge Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt in Wien am Wettbewerb 2017 teilnehmen werden. Vibe ist die passende Abkürzung für die Plattform Vienna International Ballet Experience, die heuer allen offen steht, die sich auf der Bühne präsentieren wollen: Profis und Amateurinnen, Kinder und Erwachsen, Tänzer_innen mit und ohne physische oder geistige Behinderung oder Asylstatus. Der Abschluss der inklusiven Veranstaltung wird mit einer Gala im Volkstheater gefeiert.

Zwei Jahre nach der Premiere ist an der Wiener Volksoper Boris Eifmans Ballett „Giselle Rouge“ in teilweise neuer Besetzung wiederaufgenommen worden. Nina Poláková wurde für ihr Debüt in der Titelrolle vom Publikum gebührend gefeiert. Begeistert zeigten sich die Besucher_innen auch von Vladimir Shishovs Interpretation des gewalttätigen Kommissars.

Seit vielen Monaten beschäftigen sich die Mitglieder des KünstlerInnen-Kollektivs Superamas mit Krieg, Terror und Gewalt. Ausgangspunkt ist der Erste Weltkrieg. Im brut zeigte die Superamas einmalig die Performance "Why?" als weiteres Ergebnis der aufwändigen Recherchearbeit.

Inspiriert von der Schlussszene in Robert Bressons „Au hasard Balthazar“ hat Nikolaus Adler mit seinen Tänzer_innen einen Abend choreografiert, der nicht nur vom Tod (eines Esels) erzählt sondern vor allem vom Leben und von der Natur. Die Erinnerungen an den Film bleiben wach, der Tanz wechselt zwischen konkreter Erzählung und abstrakten Bewegungssequenzen. Ein Abend perfekten Tanzes der breiten Raum für eigene Gefühle lässt. Eine eindrucksvolle Uraufführung im Hamakom Theater.

Schnell vergangen, sind nicht nur für Markus Hinterhäuser die drei Jahre seiner Intendanz der Wiener Festwochen, auch dem Publikum dürfte die  Zeit viel zu schnell abgelaufen sein, so vielfältig , reich an Energie und  Engagemen waren die Programme. Am 13. Mai werden die letzten Hinterhäuser-Festwochen mit moderner Blasmusik auf dem Rathausplatz eröffnet. Die Tageskassen öffnen am Samstag, 30. April 2016.

Eine Nachricht, die viele Fans traurig stimmen wird: Der Erste Solotänzer des Wiener Staatsballetts Kirill Kourlaev hat beschlossen, seine Karriere zu beenden und mit Ende dieser Saison die Compagnie zu verlassen. Nach 16 Spielzeiten will er sich nun seinen Aktivitäten im Bildungsbereich widmen. Ballettdirektor Manuel Legris bedauert Kourlaevs Entschluss, zollt ihm aber Respekt, Dank und Anerkennung.

Der Esel ist tot. Der Film zu Ende. Der Tanz beginnt. Wie der tragische Held in Robert Bressons berühmten Film „Au hasard Balthazar“ heißt auch das Tanzstück von Nikolaus Adler: „Balthazar“.
Von dessen Leben und Sterben geht der Choreograf Nikolaus Adler aus, wenn er mit drei Tänzerinnen und zwei Tänzern den Tanzabend „Balthazar“ probt. Auch wenn der Esel Balthazar die Hauptperson ist, wird er unsichtbar bleiben: „Jeder ist der Esel“, sagt Adler. Inspiriert vom Kinofilm zeigt Nikolaus Adler ein ganzes Leben in 70 Minuten.

Im passenden Aufführungsort, auf der Bühne des Metro-Kinos, zeigt Yosi Wanunu mit seinem Ensemble „Toxic Dreams“ den Stoff, aus dem die Träume gemacht sind: das Kino. Allerdings nicht das heutige „kapitalistische“ Kino, sondern dessen Anfänge. Als realer Stoff dient dem Träumer Wanunu das Leben und Wirken eines anderen Träumers, des Filmpioniers Georges Méliès. Eine Multimedia-Performance in der auf höchst unterhaltsame Weise die Medien miteinander verschmelzen, die Realität der Magie weicht.

Jubel und Hochrufe in Wien und St. Petersburg. Während Manuel Legris und Maria Yakovleva beim „Dance Open Festival“ in St. Petersburg gefeiert wurden, tobte das Publikum in Wien, um sich bei Rebecca Horner, Denys Cherevychko, Eno Peçi und Kirill Kourlaev und dem gesamten Ensemble für einen großartigen John Neumeier-Abend – „Verklungene Feste“, „Josephs Legende“ – lautstark zu bedanken

Entzückend und zugleich beklemmend– eine merkwürdige Kombination von Adjektiven, aber so lässt sich die Performance „Liebesbriefe an Adolf Hitler“ der Gruppe transit im dunklen Ranftlzimmer des Wiener Künstlerhauses am besten beschreiben. Vier Künstlerinnen brachten dem Publikum recht eindringlich authentische Dokumente nahe, die allesamt aus der Feder verliebter Nationalsozialistinnen stammen.

Die schottische Autorin Ali Smith versteht es immer von neuem, ihre Leserinnen zu beglücken. Tatsächlich! Auch mit ihrem jüngsten Roman gelingt ihr das, auch wenn sowohl der Titel wie der Klappentext etwas verwirrend sind. Zwei Leben beschreibt Smith, die, obwohl 500 Jahre auseinander liegend, mit einander verwoben sind. So ist es möglich dass der italienische Maler Francesco del Cossa († 1477) beobachtet wie die 16jährige Georgia nach dem Tod der Mutter wieder ins Leben zurückfindet. 

Der Titel sagt es schon: Lady Diana, die bei einem Autounfall ums Leben gekommene Princess of Wales, als „Königin der Herzen“ verehrt, ist Ausgangspunkt und Folie für Marta Navaridas und Alex Deutinger, um über Oben und Unten, Volk und seine Herrscher, über Privates und Öffentliches nachzudenken. Weil sie dies perfekt und auf höchst originelle Weise tun, wurden sie im Tanzquartier herzlichst bedankt.

Mit vier Tänzerinnen und einem Tänzer zeigt Gisela Elisa Heredia in ihrer neuen Choreografie mit der Sehnsucht nach Nähe und dem Verlangen nach Distanz auseinander. Als Metapher dafür wählte sie, aus Argentinien stammende Choreografin den Tango. „Smokey Hugs and Tango“, als Titel etwas unglücklich gewählt, zeigt das homogene Ensemble im KosmosTheater ein flott und präzise getanztes Stück, das beim Publikum die eigenen Gefühle und am Ende begeisterten Applaus aktiviert.

When the mountain changed its clothing“, eine Produktion der Ruhrtriennale 2012, wird am 16. April 2016 mit dem renommierten Golden Mask Award als „best foreign production presented in Russia 2015“ ausgezeichnet. Die Verleihung findet im Rahmen des Golden Mask Festivals, dem wichtigsten Theaterfestival Russlands, statt.

Das Musiktheaterwerk von Heiner Goebbels, Künstlerischer Leiter der Ruhrtriennale von 2012 – 2014, feierte bei der Ruhrtriennale 2012 Weltpremiere. Im Zentrum der Produktion steht das international bekannte Vocal Theatre Carmina Slovenica. Die 40 Mädchen des Chores im Alter von 10-20 Jahren lassen uns mit Versen, Gesängen und Szenen an Geschichten und Fragen zum Abschied von ihrer Kindheit teilhaben und schaffen dabei poetische und spannungsgeladene Bilder – nach Texten von J.J. Roussau, Gertrude Stein, Alain Robbe-Grillet u. a.

Seit der umjubelten Uraufführung 2012 in der Jahrhunderthalle Bochum ist die Produktion im Rahmen der Tourtriennale auf internationalen Bühnen und bei Festivals weltweit zu Gast – darunter das Golden Mask Festival in Moskau (Russland 2015), das Melbourne Festival (Australien 2014), das Holland Festival (Niederlande 2013) oder das Festival d'Automne (Frankreich 2012).

Mitunter liegt das Festspielhaus St. Pölten in Spanien, dann nämlich wenn in der kommenden Saison im Flamenco-Rhythmus getanzt wird. ¡Flamenco! wird mit mehreren Vorstellungen einen Schwerpunkt im reichen Tanzprogramm bilden. Aber auch Sasha Waltz, Sidi Larbi Cherkaoui, Grupo Corpo aus Brasilien oder der aus Samoa stammende Tänzer / Choreograf mit seiner Companie MAU sind mit neuen Stücken nach St. Pölten eingeladen.

Schlicht und prosaisch „7“ nennt Martin Schläpfer, Chef des Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg , seine 2013 geschaffene Choreografie zur 7. Symphonie e-Moll von Gustav Mahler. Das Tonkünstler-Orchester Niederösterreich, dirigiert von Wen-Pin Chien, Kapellmeister der Deutschen Oper am Rhein, begleitete die Compagnie bei ihrem Gastspiel im Festspielhaus St. Pölten. Die Musik Mahlers, durch ungewöhnliche Instrumente wie Mandoline, Gitarre und Kuhglocken ergänzt, teils romantisch, teils tragisch mit rauschenden Klängen an der Grenze der Tonalität, bleibt trotz der Bemühungen des Choreografen und der Qualität der Tänzer_innen vom Rhein die Hauptdarstellerin an diesem Abend.

Tanz im Museum ist nichts Neues, dass aber ein Museum dem Tanz eine Ausstellung widmet kommt nicht alle Tage vor. Im Museum der Moderne Salzburg hat sich Direktorin Sabine Breitwieser eines außergewöhnlichen Projekts angenommen. Ausgehend von den Derra de Moroda Dance Archives, die sich seit dem Tod der Sammlerin (1978) an der Universität Salzburg befinden, werden in der klar gegliederten Ausstellung Fäden zwischen dem (Tanz)Archivmaterial, heutiger Performance und aktueller bildender Kunst gewebt. „Kunst –Musik – Tanz“ im MdM ist ein, rund um die gesammelten Erinnerungen aus den 1920er / 30er Jahre gestaltete, höchst lebendige, dynamische Schau, die einen Dialog eröffnet und neue Sichtweisen auf verborgene Zusammenhänge ermöglicht.

Wenn das Ende des Studienjahres naht, zeigen die Studierenden und Lehrenden des Studienganges Zeitgenössischer und Klassischer Tanz an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK), was sie gelernt und gelehrt haben. Zugleich ist diese Performance für den vierten Jahrgang die praktische Abschlussarbeit. Diesen Teil ihres Bachelor-Studiums haben alle Tänzerinnen und der einzige Tänzer erreicht. Sie wurden nach der Performance im Werk X entsprechend gefeiert.

Knapp bevor Ballettchef Manuel Legris nach Japan gereist ist, um über ein Gastspiel des Wiener Staatsopernballetts zu verhandeln, hat er im Rahmen der Vorstellung des Opernprogramms der kommenden Saison, auch kurz angerissen, was er an Ballettvorstellungen geplant hat. Zwei Premieren werden das Repertoire erweitern: Anfang November ist ein dreiteiliger Abend angesetzt, der nach den Choreografen prosaisch „Balanchine |Liang | Proietto“ benannt ist; zwei Werke von John Neumeier („Le Pavillon d_Armide“, „Le Sacre“) haben im Februar 2017 Premiere.

Open Air, im Live Stream, auf Arte TV und natürlich auf der Bühne wird der Korsar nach der fulminanten Premiere zum letzten Mal in dieser Saison tanzen. In der Premierenbesetzung ist die Aufführung von mehreren Kameras aufgezeichnet worden. Mag sein, dass es diese stummen aber sehr aufmerksamen Zuschauerinnen waren, die die Tänzer_innen angepornt und die Vorstellung am 31. März so besonders gemacht haben.

AH / Ha ist eine Performance über das Lachen. Um das  Lächerliche geht es dabei der Choreografin und Tänzerin Lisbeth Gruwez  keineswegs. Im Gegenteil sie erzeugt mit ihrem Stück über das Lachen auch Horror und Angst, schenkt aber mit HA HA das AHA-Erlebnis, dass Lachen zusammenschweißt. Allein zu lachen ist halb so lustig. Die flämische Künstlerin  tritt mit ihrer Gruppe "Voetvolk" im Tanzquartier auf.

„Seelen“ nennt der renommierte französische Choreograf Olivier Dubois, sein neuestes Stück. Sechs Tänzer aus verschiedenen afrikanischen Ländern ziehen Spuren im Sand. Spuren der Seelen, eingeprägt, wieder gelöscht, ein Logbuch des Schicksals, ein Archiv der Schicksale. Eine Reise vom Leben zum Tod, der das Leben erst so richtig bestätigt. Ein von Trommelwirbel akzentuierter Abend, meditativ und fesselnd.