Der vierteilige Abend mit „Stravinsky Violin Concerto“ und „Thema und Variationen“ von George Balanchine, „Bach Suite III“ von John Neumeier und dem fröhlichen „Concert“ („Or, The Perils of Everybody“) von Jerome Robbins kommt beim Publikum bestens an. Das konnte auch am 3. Mai 2018 in der Staatsoper beobachtet werden. Am heftigsten wurde Neumeiers „Bach Suite III“, ein verzauberndes Ballett für zwei Hauptpaare und drei Begleitpaare, gefeiert. Solotänzer Jakob Feyferlik hat als Partner der Ersten Solotänzerin Olga Esina auch bei diesem Debüt gezeigt, welch feinsinniger, eleganter Tänzer er ist.
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Der irische Schriftsteller Donal Ryan läßt diesmal, in seinem dritten auf Deutsch erschienen Roman, von einer Frau erzählen. Melody Shee erwartet ein Kind, das nicht von ihrem Mann ist. Die neun Monate bis zur Geburt hält sie in einer Art Lebensbeichte fest, erzählt vom Schwinden der Liebe und der Sehnsuch nach Glück. Begleitet wird sie von der jungen Mary Crothery, ebenfalls einer Ausgestoßenen. Einfühlsam schildert Ryan die Gefühlsverwirrungen der beiden Frauen, die durch ihre Eigenwilligkeit die gesellschaftlichen Normen überwinden.
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Mit „Church of Ignorance” setzt Liquid Loft / Chris Haring das Projekt „Foreign Tongues“ fort. Der erste Teil (Wiener Version) fand im Februar 2017 im Tanzquartier statt. Im August kommt im Rahmen von ImPulsTanz ein weiteres Forschungsergebnis zur Aufführung: „Babylon (Slang)“. Ausgangspunkt für die verschiedenen Aufführungen sind Sprachaufnahmen, die im Rahmen von persönlichen Interviews in verschiedenen Regionen Europas entstanden sind. Ziel ist eine Verschmelzung von vokaler und physischer Kommunikation mit Sound und Licht. Im Rahmen des Donaufestivals ist eine atemberaubend intensive und perfekte Performance in der seit langem profanen Dominikanerkirche in Krems gelungen.
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Mit ihrer ersten gemeinsamen Arbeit „I don’t remember this body“ untersuchen der Tänzer und Choreograf Georg Blaschke und der Videokünstler Jan Machacek das Verhältnis von Körper, Raum und Bewegung und deren technischer, medialer, projizierter (Re-)Produktion.
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Der Esel tanzt wieder. Nicht auf dem Eis, sondern auf der weiß ausgekleideten Bühne im WUK. Oder in meinem Kopf. Choreograf Nikolaus Adler hat sein Tanzstück „Balthazar“, inspiriert von Robert Bressons († 1999) Film „Au hasard Balthazar“, überarbeitet und ein Gesamtkunstwerk aus Licht, Ton und Tanz, wirklichem Tanz, ausdrucksstark und präzise, gezeigt. Natürlich ohne Esel, der ist der Titelgeber und auch Metapher für das menschliche Leben, von der Geburt bis zum Tod. Den stirbt Balthazar im Film inmitten einer Schafherde. Gelassen und mit Würde.
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Mit „Strafe“ ist die Trilogie aus der Anwaltspraxis des Strafverteidigers und Autors Ferdinand von Schirach vollständig. Mit „Verbrechen“ hat der im doppelten Sinn ausgezeichnete Autor seine lakonischen Berichte aus dem Strafgericht begonnen, mit „Schuld“ fortgesetzt. Nun ist der letzte Band, „Strafe“, erschienen. Die Reihenfolge der Titel der drei Bände ist nicht zufällig, sie entspricht der Prüfungsreihenfolge einer Anklage bei Gericht. Schirach hält es als Berichterstatter mit Hanna Ahrendt und erzählt von der Banalität des Bösen, lakonisch, minimalistisch, kommentarlos. Einem Band ist ein Zitat von Aristoteles vorgesetzt: „Die Dinge sind, wie sie sind.“
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Eine Geschichte voll doppelter Böden und geheimen Laden inmitten eines Spiegelkabinetts. Emily Fridlunds Roman „Eine Geschichte der Wölfe“, gesponnen von der 14jähringen Linda, ist ein überaus gelungenes Debüt. Die Wölfe und die beispielgebende soziale Dynamik im Rudel dienen als Metapher für ein stets wechselndes Machtgefüge. Linda ist über dreißig, wenn sie sich an ihre Teenagerjahre, an die Eltern, den Lehrer Mr. Grierson und vor allem an die Gardners, Patra, Leo und deren Sohn, den sonderbaren, kleinen Paul, erinnert. Doch wie genau, wie richtig und wahr sind Erinnerungen? Und so weiß man nie, was wirklich geschehen ist. Herrlich, in diesem Irrgarten umherzuwandern.
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Ein Sommernachtstraum“ zu Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy, in der Choreografie von Jorma Elo, ist ein Erfolgsstück. Nicht wirklich ein Ballett, eher gefälliges Tanztheater im romantischen Bühnenbild von Sandra Woodal,l die auch die Kostüme in einer Art griechischen Stil entworfen hat. Dass solch leichte Kost Begeisterungsstürme hervorruft, ist verständlich. Schon 18 Mal stand Elos Choreografie auf dem Spielplan, 2010 war Premiere in der Staatsoper, nach sechs Vorstellungen übersiedelte das Staatsopernballett 2013 in die Volksoper, wo nun die 19. Vorstellung bejubelt worden ist.
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Man Ray! Und schon steigt das Bild der Frau mit den Violinschlüsseln am Rücken vor dem geistigen Auge auf. Über Emmanuel Radnitzky, oder einfach Man Ray, den amerikanischen Fotografen, weiß ich doch alles. Hatte ich geglaubt. Die abwechslungsreich und anregend inszenierte Ausstellung im BA Kunstforum belehrt mich eines Besseren.
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Afrika scheint an den Wiener Bühnen gerade zu boomen: Das Theater Drachengasse bringt am 7. Mai als Eigenproduktion die Uraufführung von Malibu Diaries dokumentarisch-historischem Rundumschlag „Abendstimmung Afrika Digitalprint“, am Volx/Margareten ist seit einigen Wochen schon die österreichische Erstaufführung von Milo Raus 2015 uraufgeführter Textcollage „Mitleid. Die Geschichte des Maschinengewehrs“ zu sehen, eine Kooperation mit Max Reinhardt Seminar und Filmcasino. Und soeben hatte, am Max Reinhardt Seminar, Ingrid Lausunds 2009 uraufgeführte schrill-böse Komödie „Benefiz – Jeder rettet einen Afrikaner“ ihre Premiere. Regie führt bei dieser Vordiplom-Inszenierung die junge Wiener Nachwuchsregisseurin Anna Marboe.
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