Skip to main content
Filter

„Onegin“: Festlicher Abschied von Nina Poláková

Die Letzte Vorstellung dieser Saison des Balletts „Onegin“ von John Cranko war der Ersten Solotänzerin Nina Poláková gewidmet. Nach mehr als 15 Jahren im Ensemble des Wiener Staatsballetts hat Poláková Wien verlassen, um in ihrer Heimat die künstlerische Leitung des Balletts am slowakischen Nationaltheater in Bratislava zu übernehmen. Mit ihrer Lieblingsrolle, der Tatjana im Ballett „Onegin“, hat sie sich, bereits als Gast, am 11.Jänner vom Publikum und ihrem Ensemble verabschiedet.

Weiterlesen

Ballett: „Onegin“ mit Ketevan Papava als Tatjana

Drei Tänzer und eine Tänzerin durften in einer weiteren Vorstellung des weltberühmten Handlungsballetts von John Cranko "Onegin" ihr Rollendebüt im Wiener Staatsballett erleben. Elena Bottaro, Olga, Marcos Menha, Onegin, und Zsolt Török, Fürst Gremin, tanzten die fein gezeichneten Charaktere zum ersten Mal. Alexey Popov, der vom Bayerischen Staatsballett nach Wien gewechselt hat, hat die Rolle von Onegins Freund, Lenski, ebenso im Körper wie Menhas Partnerin, Ketevan Papava, die eine erfahrene Tatjana ist. Popovs Debüt gilt nur für das Wiener Staatsballett. Am 7. Jänner hat die zweite Vorstellung mit derselben Besetzung stattgefunden.

Noch ist das junge Paar, Olga und Lenski, glücklich. Es tanzen Elena Bottaro und Alexey Popov.Hinreißend schwungvoll tanzt Bottaro, die etwas flatterhafte, jeglichem Flirt nicht abgeneigte Braut Lenskis. Ob sie wirklich dem angeblichen Charme Onegins, der in einer Übersprungshandlung seinen Freund ärgert und mit Olga wild tanzt, ohne sie anzusehen, erliegt, bleibt offen, sicher ist, dass sie sich, bevor die Bürden des Ehestands mit dem zwar sehr verliebten, doch wenig erfolgreichen Dichterling Lenski auf ihren Schultern lasten, noch einmal so richtig amüsieren möchte. Sowohl die Pas de deux mit Menha als Onegin wie auch mit Popov, dem Bräutigam, sind für die Zuschauer:innen und sichtbar auch für die Tänzerin reiner Genuss. Die junge Solotänzerin setzt höchste Präzision bei der Beinarbeit, bewegt Körper und Arme mit der Anmut einer Fee und strahlt dennoch pralle ansteckende Lebendigkeit und kindlichen Schalk aus. Lenski (Alexey Popov) fordert Onegin (Marcos Menha) zum Duell heraus. Tatjana (Ketevan Papava) und Olga (Elena Botttaro) sind entsetzt. Alexey Popov als ihr Partner hat Mühe mit dieser quirligen jungen Dame mitzuhalten. Am 20. Oktober des vergangenen Jahres hat er sich als Erster Solotänzer in Jerome Robbins Ballett „Glass Pieces“ (mit Claudine Schoch als Partnerin) dem Wiener Publikum vorgestellt, in George Balanchines Choreografie „Symphonie in C“war er bald danach mit Liudmila Konovalova zu sehen. Noch geht er im Handlungsballett von Cranko nicht ganz aus sich heraus, kann zum Ende des 2. Aktes die Angst vor dem Tod im Duell mit Onegin nicht sichtbar machen und bleibt steif im Rücken, wenn er sich, betend auf den Knien liegend, in einer Art Brücke weit nach hinten neigen soll. Ich kann mir den Vergleich nicht verkneifen: Am 11. Jänner, wenn Nina Poláková noch einmal aus Bratislava nach Wien kommt, um als Tatjana Abschied von Kolleg:innen und ihrem Publikum zu nehmen, wird Davide Dato den Lenski tanzen. Ich falte jetzt schon die Hände und zücke das Taschentuch für den Moment, in dem er im Mondenschein seine tiefen Gefühle zeigen wird. Marcos Menha (Onegin) und Ketevan Papava )Tatjana) im Spiegelpas de deux: Tatjana träumt von einer Liebesnacht mit Onegin. Die Erste Solistin Ketevan Papava zeigt ihre gesamte Kunst so richtig erst im letzten Akt als verheiratete Frau und Dame der Gesellschaft. Jetzt kann sie Liebe und Sehnsucht des jungen Mädchens spürbar machen und auch die Stimme der Vernunft nahezu hören lassen, die ihr sagt: „Lass ihn gehen, er hat sich nicht geändert, dein Mann ist ein verlässlicher Freund und Beschützer.“ Papava ist, was immer sie tanzt, eine Dame, eine Königin, eine Amazone auch oder Potiphars Weib, aber nicht wirklich ein junges Mädchen aus dem Dorf, naiv, verträumt und in kitschigen Romanen lebend.
Marcos Menha, der bei Birgit Keil in Karlsruhe seine Tanzstudium vollendet und von dort 2011 zu Martin Schläpfer ins Ballett am Rhein gewechselt hat und mit diesem nach Wien gesiedelt ist, hat die Rolle des Onegin erst in Wien einstudiert, bereits in Karlsruhe war er als herausragender klassischer Tänzer geschätzt. Glaubt man Interviews aus seiner Zeit beim Ballett am Rhein, dann schätzt er die freien Bewegungen in Schläpfers Kreationen allerdings mehr. Noch ist Lenski (Alexey Popov) im Liebesglück.
Verlernt hat er aber nichts, seine Technik ist makellos, seine Größe und die sehnige Gestalt machen ihn für den Onegin wie geschaffen. Perfekt zeigt er den gelangweilten Städter, den die unbedarfte Fröhlichkeit der Gastfamilie auf dem Land nur anödet. Onegin fühlt sich erhaben über das Getändel, später sogar von Tatjana, die sich ihm tanzend nähert, belästigt. Im Spiegelpas de deux kann er zeigen, welche hervorragender, sensibler Tänzer er ist. Noch größeres Vergnügen hat mir der letzte Pas de deux im Boudoir der verheirateten Tatjana bereitet, nicht nur wegen der hohen Klasse des tanzenden Paares, auch weil ich auf den ausgestreckten Arm warte, mit dem Tatjana den, der sie einst rüde zurückgewiesen hat und nun auf den Knien rutscht, weil sie in St. Petersburg als Dame lebt, die Tür weist: „Geh! Geh endlich, (damit ich nicht schwach werde)!“.Nur ungern lässt Tatjana (Ketevan Papava) ihren Ehemann (Zsolt Török) gehen, sie fürchtet die Begegnung mit Onegin. Onegin, Feigling bleibt Feigling, hat schnell die Gelegenheit genützt, da der Fürst, Tatjanas Gemahl, außer Haus ist, irgendwo ist immer Krieg. Zsolt Török, schon im Corps de ballet immer wieder aufgefallen, etwa 2017 in Wayn McGregors Ballett "Eden|Eden" oder, erst kürzlich, in John Neumeiers "Le Sacre", 2019. Vom neuen Direktor Martin Schläpfer ist er in der vergangene Saison endlich zum Halbsolisten ernannt worden. Wie immer macht Török auch als Fürst (und General) Gremin gute Figur und zeigt deutich, dass dieser seine viel jüngere Tatjana wirklich liebt. Cranko lässt in diesem dritten Akt einen Tänzer mit Haltung auftreten, dem er jedoch nicht verweigert Gefühle zu zeigen. Keine Chance: Tatjana (Papava) widersteht dem Liebeswerben Onegins (Menha). Török ist ein kräftiger Tänzer, der auch bei den schwierigen Hebungen keine Probleme hat. Nicht nur Tatjana fühlt sich bei Gremin gut aufgehoben, auch Ketevan weiß, dass sie von Zsolt gut aufgehoben ist.
Dirigent Robert Reimer wurde ebenso enthusiastisch beklatscht wie das Corps de Ballet, das sich auf sämtlichen Festen auf dem Dorfplatz und dem städischen Parkett bestens bewährt. Der im schütter besetzten Saal etwas dünn ausfallende Jubel gehört den Solist:innen, vor allem Ketevan Papava als Tatjana. Mit Marcos Menha wird sie mehrmals vor den Vorhang geholt. Es darf allen, die nicht gekommen sind (kommen konnten) – der Publikumszustrom hat sich in engen Grenzen gehalten – leidtun, diesen Abend versäumt zu haben.

„Onegin“, Ballett in drei Akten und sechs Szenen von John Cranko. Musik: Peter I. Tschaikowski eingerichtet und instrumentiert von Kurt-Heinz Stolze. Musikalische Leitung: Robert Reimer.
Mit Ketevan Papava, Elena Bottaro, Marcos Menha, Alexey Popov, Zsolt Török und dem Ensemble. Debütabend am 29.12.2021, gesehen am 7.1.2022. Wiener Staatsballett in der Staatsoper.
Letzte Vorstellung in dieser Saison am 11.1.2021.
Fotos: Ashley Taylor. © Wiener Staatsballett / Ashley Taylor

„Dr. Dolittle“ ordiniert im Dschungel Wien

Basierend auf dem 1920 erstmals aufgelegten Kinderbuch von Hugh Lofting „Dr. Dolittle und seine Tiere“, hat Corinne Eckenstein, künstlerische Leiterin im Dschungel Wien, gemeinsam mit vier Darsteller:innen ein tierisches Schauspiel für Kinder ab 4 erarbeitet. Mit Puppen und Objekten von Gerti Rindler-Schantl verwandeln sich Sophie Berger, Rino Indiono und Cecilia Kukua in Tiere, die im Haus von Dr. Dolittle, gespielt, getanzt und gesungen von Futurelove Sibanda, Bleiberecht haben. Premiere im Dschungel war am 7. Jänner.

Weiterlesen

Kent Haruf: „Ein Sohn der Stadt“, Roman

Von seinem ersten Roman an siedelt Kent Haruf seine Geschichten über das menschliche Wesen in der fiktiven Kleinstadt Holt im gebirgigen Bundesstaat Colorado an. So auch in seinem zweiten Roman „Where You Once Belonged”, in der deutschen Übersetzung „Ein Sohn der Stadt“ genannt. Hauptperson ist der charmante, doch rücksichtslose Jack Burdette, der sich im Städtchen als Fußballstar beliebt macht und dies so skrupellos ausnützt, dass er nicht nur ein Leben zerstört. Als zweite Romanveröffentlichung Harufs ist "Where You Once Belonged" 1990 in New York erschienen.

Weiterlesen

Neujahrskonzert: “Tausend und eine Nacht“ getanzt

Die Tanzeinlagen im traditionellen Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker stehen ebenfalls traditionell, nicht im Mittelpunkt der Veranstaltung, das tut die Musik. Heuer haben die weißen Pferde die Polka für sich erobert. Ballettdirektor Martin Schläpfer musste sich als Choreograf nur um den Walzer, „Tausend und eine Nacht“, op. 346 von Johann Strauss Sohn, kümmern. Ein Debüt. Mehr Erfahrung hat der Kostümbildner Arthur Arbesser, der schon im zweiten Neujahrskonzert die Tänzer:innen  einkleiden durfte.

Weiterlesen

Auszeichnung für Kulturinitiative MAD

Der Outstanding Artist Award, vom Bundesministerium für Kunst und Kultur (und auch einige andere Ressorts) für Künstler*innen, die herausragen oder auffallen, geschaffen, ist für das Jahr 2020 dem Verein MAD verliehen worden. Die Abkürzung MAD steht für Mixed Abled Dance, also Tanz und Performance für Kunstschaffende mit und ohne Behinderung. Der Preis wurde dem Verein für „künstlerische, organisatorische wie auch theoretische Qualität verliehen.

Weiterlesen

Raphaela Edelbauer: „Dave“ Science-Fiction

Die Wiener Autorin Raphaela Edelbauer ist gerade mal 30 Jahre alt und schon mehrfach preisgekrönt. Nach dem „philosophisch-fantastischen“ (ORF) Roman „Das flüssige Land“, der auf allerlei Shortlisten genannt worden ist, widmet sie sich nun in dem „technisch-fantastischen“ Roman der Zukunft. „Dave“ ist der Titel der Science-Fiction und zugleich der Name einer hochentwickelten künstliche Intelligenz (KI), der kaum mehr etwas fehlt an Hirnschmalz, nur ein fühlendes Herz hat sie nicht.

Weiterlesen

Hamburg Ballett: „Ghost Light“ auf Arte TV

Noch im Frühling des Vorjahres hat John Neumeier sein „Ballett in Corona-Zeiten“ entwickelt und es am 6. September 2020 in Hamburg zur Uraufführung gebracht. Wie die Tänzer*innen bei den Proben den Abstand eingehalten haben, hat auch das Publikum auf Abstand sitzen müssen. Auf der Couch kann am 24. Jänner Neumeiers jüngste Choreografie auf Arte TV und später in der Mediathek Arte.concert angesehen werden. Leider erst spät am Abend, doch es gibt Trost für alle, die keine Nachteulen sind: Auf Arte concert ist das Ballett bis 23. April jederzeit zu genießen.

Weiterlesen

brut 2021: Onlineprogramm im Jänner

Lockdown verlängert, Grundbedürfnisse nach Tanz, Performance und Theater werden nicht erfüllt. Freitesten heißt jetzt „Eintrittstest“, neuer Name, gleiche Bedingungen. Genaueres weiß man noch nicht. Nomaden sind es gewohnt, neue Rastplätze zu finden. Im brut ist man das Reisen und Suchen nach Aufenthaltsorten durch die erzwungene Ausweisung aus dem Stammhaus tatsächlich seit Jahren gewohnt. Es wird nicht protetiert und gejammert, sondern einfach gespielt, wenn kein Dach vorhanden, keine Tür offen ist, dann sind wir eben online dabei.

Weiterlesen

Tanz im Neujahrskonzert 2021 mit home-clap

Wenn die Kamera am 1. Jänner durch den Saal gewandert ist, wars ein trauriger Anblick. Das Parterre, der Balkon, die Logen; kalt und leer. Auch ausgewählte Prominenz durfte den verordneten Lock down nicht durchbrechen. Der spärliche Applaus kam aus dem Internet. Aber die beiden bereits traditionellen Tanzeinlagen konnten wie geplant stattfinden. Sie waren bereits in der sommerlichen Lücke gedreht worden.

Weiterlesen