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Kompanie Freispiel: "Ein Stück teilen", Dschungel

Sockentausch als Freundschaftsbeweis. © Susanna Hofer

Teilen, teilhaben, mitteilen oder teilen mit, wer könnte da dagegen sein? Jedenfalls nicht die Kompanie Freispiel, die ihr Erfolgsstück mit dem wundersam doppeldeutigen Titel „Ein Stück teilen“, zurzeit im Dschungel, dem Theaterhaus für junges Publikum, zeigt. Was die drei jungen Männer allerdings teilen und mitteilen, ist nicht nur ein Stück, es ist Gesellschaftskritik und Philosophie, Freundschaft und Konkurrenz, Abstraktes und sehr Konkretes und auch, dass nicht alles teilbar ist. Bei aller Liebe und Toleranz!

Tja, auch ein Sessel (wenn er von Ikea ist) kann geteilt werden. Ob dann noch jemand darauf sitzen kann? © Susanna HoferSchon mit dem ersten Lacher aus den vollbesetzten Sitzreihen ist klar, nicht nur die jungen und ganz jungen Zuschauer*innen, auch die Aufpasser, Lehrerinnen und andere anwesende Große sind eingefangen. Eine Schachtel mit roten Armen rutscht heran, die zweite hat nur Beine und der dritte Karton winkt mit einem hoffentlich nicht eiskalten Händchen und im Mund mit einem Strohhalm, der fröhlich im Wasserglas rührt. Die jungen Zuschauer biegen sich vor Lachen. Doch später, wenn es ganz ernst wird, einer der drei Freunde sich in seiner Burg (aus bunt markierten Schachteln natürlich) einmauert, einem anderen es nicht gelingt einen Turm zu bauen, der genauso hoch wie der des – ehemaligen – Freundes sein soll, herrscht aufgeregte Mäuschenstille, konzentrierte Aufmerksamkeit. Die Gier breitet sich auf der Bühne aus, die Kartons, durch die Klebstreifen in den grell leuchtenden Farben der Kostüme von Jasmin Hasler – rot, blau, gelb –, werden gestohlen und gegrapscht, versteckt und zum eigenen Nutzen verwendet. Was man nicht alles teilen kann!. Siruan, Kajetan, Keno machen sich ans Werk, jeder bekommt ein Stück Tisch. © Susanna Hofer

Die Zuschauer*innen leben mit, fürchten sich vor dem Burgmonster, wollen den Diebstahl nicht dulden und biegen sich vor Lachen, wenn die Darsteller, alle drei von markanter Größe, sich zusammenfalten und in den Schachteln verschwinden. Wes Kindes ihr Humor ist, zeigt Keno in seiner Replik auf die Frage aus dem Publikum im anschließenden Kontaktgespräch, wie denn der Trick mit den Körpern in der Schachtel funktioniere: „Den haben wir in der Zusammenfaltschule gelernt.“ Auch wer im Schachtelmonster, das sich so geschickt bewegt, Bananen ablehnt, aber Pappendeckel mit Genuss verzehrt, steckt, wollen die Neugierdsnasen wissen. Barbara Juch kommt aus den Kulissen und wird aufs heftigste beklatscht.

Ein Wilder Traum avom friedlichen Zusammenleben im Urwald, samt Löwengebrüll. © Susanna HoferDas Stück, das da mit wenigen Worten, einem kleinen Liedchen und sprechenden Gesten, konzentriertem Körpereinsatz und großartiger Mimik geteilt wird, ist für Kinder ab fünf gedacht, doch spricht es sowohl mit der Darstellung als auch mit der Thematik durchaus auch Erwachsene an, bringt sie zum Lachen, hält sie in Spannung und lässt sie ein wenig nachdenklich zurück. Siruan Darbandi, Keno Meiners und Kajetan Uranitsch zeigen, dass Theater für junges Publikum nicht dümmlich, kindisch und pädagogisch sein muss und dass gutes Theater alle Altersstufen anspricht. Jede / jeder nimmt ihren / seinen Teil mit nach Hause.

Dass „Ein Stück teilen“ für den Stella 17, den „Darstellender.Kunst.Preis für junges Publikum“, den einzigen landesweiten Preis für herausragende Leistungen im Theater für junges Publikum in Österreich, nominiert ist, bestätigt die Qualität der Formation, deren Stück für Krabbelkinder „Wenn die Tiere schlafen gehen“ ebenfalls im Dschungel-Repertoire ist.

Kompanie Freispiel: „Ein Stück teilen“. Künstlerische Leitung: Siruan Darbandi, Kajetan Uranitsch. Konzept: Kajetan Uranitsch; Musik: Siruan Darbandi. Kostüm: Jasmin Hasler. Performance: Siruan Darbandi, Keno Meiners, Kajetan Uranitsch und Barbara Juch als versteckter Körper im Monster. Gesehen am 28.Februar 2018 im Dschungel Wien.
Nächste Vorstellungen: 1. bis 4. 3. 2018. Danach wieder im Oktober 2018.