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Der Fluch des Rassismus: Hass gebiert neuen Hass

Der erfolgreiche Autor Dennis Lehane ist in Boston / Massachusetts geboren und aufgewachsen, und in Boston spielen auch die meisten seiner Thriller. In seinem jüngsten Roman, Sekunden der Gnade / Small Mercies, befasst er sich mit dem sichtbaren und nicht gleich erkennbaren Rassismus. Auslöser dafür sind die Erinnerungen an seine Kindheit in Boston. Er war neun Jahre alt, als er 1974 in eine aufgebrachte Menge geriet, die gegen das School-Busing, die verordnete Desegregation, protestierte. In South Boston, vor allem von den Abkommen irischer Einwanderer bewohnt, randalierte der weiße Mob. Autor Dennis Lehane verarbeitet die grausigen Szenen von Hass und Gewalt, die tief in seinem Gedächtnis sitzen, in einem aufwühlenden, spannenden Roman.

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Warmes Blut im Schnee, kalte Asche im Gedächtnis

Was immer die Slow Horses treiben, es kommen nicht alle zurück nach Slough House, wo Jackson Lamb, ungewaschen und unfreundlich, doch überaus besorgt, auf seine Joes wartet. Gemächlich fängt der sechste Fall für Jackson Lamb in der Reihe der Spionageromane von Mick Herron an. Doch wenn sich Louisa Guy aufmacht, den Sohn ihres toten Geliebten zu suchen, fallen sämtliche Pferde in Galopp, und auch der Schnee in Wales kann sie nicht aufhalten. In Joe Country herrscht nicht nur Düsternis und Todesangst, auch Liebe und , und der beißende Witz des Autors haben Platz.

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Patrick Modiano: "Unterwegs nach Chevreuse"

Einen neuen Roman von Patrick Modiano zu beginnen, kommt dem Besuch eines geliebten Ortes gleich, den man immer wieder besucht, um festzustellen, dass er derselbe geblieben ist und doch ganz anders aussieht. Im jüngst erschienenen Buch wandert die Hauptperson nicht nur durch Paris, sondern sucht die verlorene Zeit auch im nahen Chevreusetal. „Unterwegs nach Chevreuse“ ist nicht nur für seinen Protagonisten, Jean Bosmans, eine Reise in die Vergangenheit, sondern auch für den Autor selbst, hat er doch seine Kindheit in der Straße von Dr. Kurzenne verbracht.

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Tilman Röhrig: „Der Maler und das reine Blau …“

Der expressionistische Maler Franz Marc steht im Mittelpunkt des jüngsten Romans von Tilman Röhrig. „Der Maler und das reine Blau des Himmels“ ist ein etwas sperriger Titel, deutet aber darauf hin, worum es hier geht: um einen Unterhaltungsroman. Franz Marc dient lediglich als Schablone, Röhrig erzählt eher eine Liebesgeschichte, mit viel Herz und noch mehr Schmerz.

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Tanz*Hotel: „Time*Sailors IV“, ImPulsTanz

Sie sind wieder da, die Zeitsegler, und doch sind es nicht dieselben. Es sind eher ihre Kinder oder gar Enkelkinder, falls Zeitreisende über die Meere irgendwann Zeit finden, Nachkommen zu zeugen. Jedenfalls erinnern Setting und Musik im Odeon an die ersten Time*Sailors in den frühen 1990er-Jahren. Die Schiffsbesatzung ist jung und neu, doch nahezu alle Beteiligten der ersten Crew sind am Kai. „Time*Sailors – the Return“ erinnert im Odeon auf Einladung von ImPulsTanz an frühe Erfolge des Tänzers und Choreografen Bert Gstettner.

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Trajal Harrell: „The Köln Concert“, ImPulsTanz

Voguing und Posieren auf dem Catwalk als Charakteristik von Trajal Harrells Körpersprache ist nur an der Außenhaut gekratzt. Er benützt die Elemente aus der queeren New Yorker Subkultur der 1980er-Jahre, doch er bleibt nicht an der oft recht spaßigen Oberfläche. Was er mit dem beeindruckenden Schauspielhaus Zürich Dance Ensemble zum betörenden Gesang von Joni Mitchell und den Improvisationen des Pianisten Keith Jarrett zeigt, ist elementar und magisch, flirrend leicht und bedrückend schwer, grotesk und gespenstisch. Der Abend „The Köln Concert“, im Rahmen von ImPulsTanz im Volkstheater gezeigt, ist ein Erlebnis.

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Eva-Maria Schaller / Studio Dan: „Femenine“

ImPulsTanz im Freien, doch nicht zum Mittanzen. Vier Tänzerinnen, ein Tänzer, begleitet von acht Musiker:innen, tummeln sich auf Gras und auch auf Beton. Ein schwieriges Unterfangen, für Ablenkung rundum ist gesorgt, Absagen wegen Starkregens sind inkludiert. Am 1. August präsentierte das Team die von Eva-Maria Schaller konzipierte „musikalisch-choreografische Intervention“ im Stadtpark vor einem interessierten und am Ende begeisterten Publikum.

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Mick Herron: „Spook Street“, Jackson-Lamb-Serie 4

Der vierte Band der Serie über die „Slow Horses“, die ausgemusterten Mitarbeiter des MI5, des britischen Inlandgeheimdienstes, beginnt mit einem Knall. In einer Shopping Mall explodiert eine Bombe und reißt die Teenager, die sich im Einkaufszentrum versammelt haben, in den Tod. Dass dieser unerklärliche Mord an Kindern mit Jackson Lamb und seiner Truppe der lahmen Gäule zu tun hat, ist lange nicht klar.

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John Neumeier: „Beethoven-Projekt II“

Nach seiner abendfüllenden Choreografie „Beethoven-Projekt“, 2018, wollte John Neumeier mit seinem Hamburg Ballett auch zum Beethovenjahr 2020 etwas beitragen. Doch das bekannte Virus machte all seine Pläne zunichte, keine öffentlichen Konzerte, kein Ballett zum 250. Geburtstag. Sieben verschobene Premierentermine mussten die Tänze des Hamburg Ballett und der Chef, John Neumeier, durchtauchen, bis „Beethoven-Projekt II“, endlich im heurigen Mai in Hamburg uraufgeführt werden konnte. Zum Beginn der neuen Saison begeisterte das Hamburg Ballett jetzt auch das Publikum im ausverkauften Theater an der Wien.

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Michikazu Matsune: „Mitsouko & Mitsuko“

Einer der vergnüglichsten Abende bei den Wiener Festwochen 2021 ist die Performance „Misouko & Mitsuko“ von und mit Michikazu Matsune. Was nicht heißt, dass es Matsune nicht ernst meint mit den verschlungenen Linien und fantastischen Assoziationen zwischen Asien, wo er im japanischen Kobe geboren worden ist, und den europäischen Städten Wien und Paris. Doch Matsune, der Japaner in Wien – seit gut 30 Jahren, Indoktriniert und manipuliert sein Publikum nicht. Er unterhält es und überlässt es jeder und jedem Einzelnen, sich die nötigen und richtigen Gedanken zu machen.

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